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170 Psychische Studien. L. Jahrgang. 4. Heft. (April 1923.)
Lebensunterhalt auf Kosten der Outgläubigkeit seiner Mitmenschen
diente. Das Auftreten Molls in der Ferne ist in diesem Falle verdienstlich
, aber er gab die Erklärung nicht nur durch das sog. „Muskellesen",
sondern er „wies auch nach, daß alles, was bisher an die öeffentlichkeit
gelangt ist von Telepathie und Hellseherei, der wissenschaftlichen Nachprüfung
nicht standgehalten hat, und daß man deshalb von Telepathie
im wissenschaftlichen Sinne nicht spredhen könne". -- Schade um die
Dessauer, deren Aufklärung vom Standpunkt der „n euen Wissenschaft"
doch noch nicht vollständig ist, und die sich nun eigentlich auch von
dieser wieder einen Vertreter „verschreiben" müßten. Denn wenn Herr
Moll von wissenschaftlicher Nachprüfung spricht, dann meint er stets
nur: sich selbst! S ü n n e r.
Medizinische Fachpresse.
Die „Psychiatrisch-Neurologische Wochenschrift", Heft 45,46 vom
10. Februar bringt einen längeren Aufsatz des bekannten Berliner Forschers
San.-Rat Dr. Bergmann: „Die Gegner des Okkultismus", in
welchem er sich hauptsächlich mit den Verfassern früherer Aufsätze kritisch
auseinandersetzt, so mit dem Herausgeber der Wochenschrift San.-
Rat Bresler, Kreuzburg (Oberschles.), und Prof. Friedländer, Freiburg,
Der frisch geschriebene und mit guten Gründen belegte Artikel ist eigentlich
nur für den Leser auch der vorgenannten Aufsätze von größereim
Interesse Beinahe rechnet er, um die Dreizahl vollzumachen, auch den
Unterzeichneten noch zu den Gegnern des Okkultismus, da er nach Ansicht
des Verfassers in verschiedenen früheren Artikeln noch nicht weit
genug ginge, wobei wohl nur ein Mißverständnis gewisser Sätze zugrunde
liegt.
Nr. 47/48 vom 24. Februar sowie Nr. 49/50 vom 10. März bringen
einen langen Artikel in zwei Teilen: „Okkultismusforsehung" von Oberarzt
a. D. Schmelzeis, der sich hauptsächlich gegen den Unterzeichneten
richtet. Verschiedene Aufsätze desselben haben ihm ganz und gar nicht gefallen
, was uns aber ziemlich gleichgültig lassen kann, da wir es bei dem
genannten Verfasser nicht mit einem Sachkenner auf dem Gebiete zu
tun haben. Daß man in Berlin einen neuen „Verein4, gegründet habe
(lies: ^erztliche Forschungsgesellschaft), daß man ebendort Herrn Moll
boykottiert habe, und daß dieser vom Unterzeichneten so wenig nett
„behandelt" wrerde, all das hat sein größtes Miß*fa!Ien erregt. Mit
Herrn Moll scheint ihn überhaupt eine merkwürdige Seeienverwandschaft
zu verbinden, denn es erinnert an früher Gehörtes, wenn er die Medien
„mehr oder weniger hysterische Weiber" nennt, oder die Materialisationen
als „mehlpappenartige Massen" bezeichnet, von denen er wünscht,
daß sie sich in „blauen Dunst" auflösen. Seine Zitierung von Kinder-
mäichen und von antiken Sagen von der Schulbank soll den Mangel
an Wissen auf dem nicht gekannten, aber doch breitspurig beackerten
Gebiete des Okkultismus ersetzen. Es liegt Grund zu der Annahme vor,
daß sich der Widerspruch von solchen und ähnlichen Sachverständigen
„bald in blauen Dunst" auflösen wird. Lesen Sie die „Psych. Studien",
Herr Schmelzeis, dann wird (vielleicht?) auch Ihr Eis zum Schmelzen
kommen. _ Sünner.
Vom Btichertisch.
Haas, Wilhelm. Privatdozent der Philosophie an der Universität Köln.
Das Problem des Mediumismus. Kleine Schriften zur Seelenforschung
, herausgegeben von Dr. med. it phil. Arthur Kronfeld,
Berlin. Heft 3. Stuttgart, Julius Püttmann, Verlagsbuchhandlung,
1923. 48 Seiten.
Die kleine Schrift stellt sich eine ganz ähnliche Aufgabe, wie es
meine „Grundbegriffe der Parapsychotogie" (Pfullingen 1921) tun. Sie
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