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Vom Büchertisch.
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sophisch Interessierten ein Genuß sein, auch wenn er nicht mit allen
Ergebnissen übereinstimmt T i s c h n e r.
Schmitz, Oskar H.H. Der Geist der Astrologie. Verlag:
Georg Müller. München. 1922. 374 S.
Die Astrologie gehört nicht im engeren Sinne zum Okkultismus,
wie er in diesen Blättern gepflegt wird. Deshalb sei nur kurz .auf dieses
Buch aufmerksam gemacht. Der Referent kann sich nicht als urteilsfähigen
Fachmann auf diesem Gebiete bezeichnen, jedoch scheint ihm das
Buch beachtenswert. Es überspannt nicht wie so manche anderen
Bücher die Ansprüche der Astrologie und betont ausdrücklich, daß
der individuelle Faktor nicht in Rechnung zu stellen sei, dabei ist
der Vergleich mit der Medizin sehr instruktiv. Auch sonst ist das Buch
Zeuge eines beweglichen Geistes, der das Leben nicht so starr betrachtet
wie so viele Astrologen. Der zweite Teil, die Astropsychologie,
ist von einem feinfühligen Dichter geschrieben und enthält viele gute
Psychologische Bemerkungen, die man auch ganz, abgesehen von der
tellung zur Astrologie, gern lesen wird. Es sind vielfach Kabinettstückchen
einer Schilderung von Charaktertypen. T i s c h n e r.
Hans Driesch, „Geschichte des Vitalismus." 213 S. Zweite
verbesserte Auflage. Leipzig. 1922. Verlag Ambrosius Barth.
Driesch sagt in seinen Vorbemerkungen zu der Schrift „Nicht die
Frage, ob die Lebensvorgänge das Beiwort zweckmäßig* verdienen,
macht das Problem des ,Vitalismus' aus, sondern die Frage: ob das
Zweckmäßige oder besser das Ganzheitsbezogene an ihnen
einer besonderen Konstellation von Faktoren entspringe, die aus den
Wissenschaften vom Anorganischen bekannt siad, oder ob es Ausfluß
ihrer Eigengesetzlichkeiten sei." Hier wird das Problem des Vitalismus
in außerordentlich klarer Weise präzisiert, und zugleich werden gerade
in dieser Fassung die engen Beziehungen des „Vitalismus" zum „Okkultismus
" klar, denn der Okkultfemus ist ja in gewisser Hinsicht
nichts anderes als ein Stück Vitalismus. Gerade die okkulten Phänomene
legen ja die Frage nahe, ob die uns bekannten chemisch-physikalischen
Gesetze hinreichen, um die Erscheinungen zu erklären, ja man darf
sagen, daß darüber ernste Zweifel möglich sind, wenn man nicht gar
der Ansicht ist, daß schon das jetzt Bekannte des Gebietes es
ausgeschlossen erscheinen läßt, auf dem Boden einer mechanistischen
Anschauung zu einem Begreifen zu gelangen. Gerade die Einsicht
oder wenigstens die Vermutung, daß es nicht möglich ist, mit den Gesetzen
der Chemie und Physik auf dem Gebiete auszukommen, hat ja
die starke Gegnerschaft erzeugt, die der Okkultismus findet. Man meint,
er widerspreche den Naturgesetzen und könne deshalb nicht richtig sein.
Man berücksichtigt dabei nicht die Möglichkeit, daß noch andere
Gesetzlichkeiten bestehen können als die der anorganischen Natur,
daß das Gebiet seine Eigengesetzlichkeit bat. Man ersieht daraus die
engen Beziehungen von Okkultismus und Vitalismus. Obwohl das
Thema, wie es in der Schrift gefaßt ist, von unserem Gebiet weit abliegt
, sei deshalb kurz auf die Schrift verwiesen. Sie gibt (die
Geschichte des Vitalismus von Aristoteles bis zu unserer Zeit, ohne
vollständig zu sein, doch alles Wichtige bringend. Es ist ein meisterhaftes
Stück BioTogiegeschichte; wie bei dem Autor nicht anders zu erwarten,
wird uns nicht rein pragmatisch erzählt, „wie es gewesen ist", sondern
in tiefliegender Analyse wird aufgezeigt, wer von den Forschern und
Denkern eine gedankliche Klärung des Problems und damit ein Stück
Fortschritt brachte. Auf einzelnes einzugehen, würde zu weit führen,
drum sei zum Schluß nur noch der gerade für uns sehr bedeutsame
Schlußabsatz zitiert: „Wir sagen es offen: Die Paraphysik ist unsere
Hoffnung in Sachen der Biologie, ebenso wie die Parapsychik unsere
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