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v. Schrenck-Notzing; Spukphänomen« bei Johanna P. 191
daß eines der Mädchen es mitgenommen haben könnte.
Es war dies allerdings nicht wahrscheinlich, weil es sehr
groß war und sich außerdem eine ganze Anzahl kleinerer
Tintenfässer im Hause befand. Aber während meine Frau
sich im Dachgeschoß befand und H anme bei ihr mit Aufwischen
und Reinigen beschäftigt war, hörte man plötzlich
ein Geräusch von dem entferntesten Ende des großen Raumes
, in welchem niemand stand. Ein Krach — und das
Tintenfaß fiel vor die Füße .meiner Frau in Scherben zersplittert
. Die Tinte darin floß über den Boden. Kurz nachher
wurden Kohlenstücke geworfen; als meine Frau und
Hannie das Reinigen fortsetzten, kam ein Blumentopf aus
einer Ecke, wo er lange gestanden hatte, durch die Luft geflogen
und verstreute die darin befindliche Erd$ über den
eben gereinigten Teil des Fußbodens (siehe Plan). Darauf
wurde die Reinigungsarbeit aufgegeben. Weil meine Frau
eine Axt plötzlich vor ihren Augen verschwinden sah, verließ
sie sofort den Raum. Dies trug sich zwischen 10 und 12 Uhr
mittags zu. Das Licht war für genaue Beobachtungen hell
genug. ,
Später war Hannie damit beschäftigt, die Treppe zu
reinigen. Dort befanden sich zwei elektrische Lampen, die
eine im ersten Stock gerade vor unserer Tür, die andere in
der Diele unten vor der Eingangstür. Sie hingen beide in
einer Höhe von über 3 m und konnten nur mit einer Leiter
erreicht werden. Meine Frau hörte ein Geräusch auf der
Treppe, als ob etwas zerbreche, und sah, als sie der Ursache
nachforschte, einige der um die Lampe hängenden Glasprismen
zerbrochen. An der anderen Lampe geschah dasselbe
(siehe Skizze). An diesem Tag verlor Hannie ihr
einziges Paar guter Schuhe. Wir durchsuchten das Haus
nach ihnen. Hannie war sehr betrübt über diesen Verlust,
weil sie am nächsten Morgen nach Berlin abfahren wollte,
um dort Mr. und Mrs. McKenzie zu treffen. Die Schuhe
waren endgültig verschwunden. Das war ein harter Schlag
für ihre weibliche Eitelkeit. Sie war sehr unglücklich darüber
, daß sie bis München ein Paar meiner Pantoffeln tragen
Imußte, woselbst der Schaden wiedergutgemacht wurde.
Am 10. Juli, also zwei Monate nach den berichteten Ereignissen
, kam unsere frühere Köchin zu meiner Frau, um
ihr zu sagen, daß es ihr vorkäme, als ob ihr an diesem
Abend jemand gesagt habe, wo man Hannies Schuhe suchen
solle, Sie bat meine Frau um die Schlüssel zu den Dachkammern
, um nach den Schuhen zu sehen. Sie erhielt die
Schlüssel und kehrte nach Abwesenheit von einigen Minuten
mit den Schuhen in der Hand zurück. Sie hatten genau an
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