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196 Psychische Studien. L. Jahrgang. 5. Heft. (Mai 1923.)
werfers gebaut! Ali diese Dinge liegen ja der Forschungsrichtung
, die diese Zeitschrift vertritt etwas ferner, ich wollte sie
aber nicht unerwähnt lassen. Denn die ganze Erscheinung dieser
interzellularen Symbiose gibt dem Mechanisten eine harte Nuß
zu knacken, wird dem Vitalisten aber ein Beweis mehr für die
Richtigkeit seiner Auffassung des Lebens sein.
Ist die ausgeführte Ansicht über das Leuchten der Tiere richtig,
so besteht kein prinzipieller Unterschied mehr gegenüber dem
Leuchten, das man gelegentlich an kranken Tieren, ferner an
toter organischer Substanz, wie verwesenden Krebsen, toten
Fischen oder faulem Holz beobachten kann. Denn auch hier
handelt es sich ja um weiter nichts als um einen Befall mit
Leuehtbakterien. Auch die Fälle pathologischer oder anomaler
Art, die gelegentlich beim Menschen berichtet werden, wie das
Leuchten von Wunden, von Urin oder Schweiß usw., werden
großen Teiles auf Leuchtbakterien zurückzuführen satn.
Wenden wir uns nun zu dem supernormalen Leuchten: Ziemlich
bei allen physikalischen Medien sind vereinzelte oder ausgedehntere
Leuchterscheinungen beobachtet worden. Freilich
sind die Protokolle nicht immer ganz klar. Es wird beispielsweise
von hellen Wolken und leuchtenden Gegenständen, Organen
oder Organteilen gesprochen, wobei es unentschieden bleibt ob
es sich hierbei um Eigenleuchten oder um Reflexion des
schwachen Lichtes der Raumbeleuchtung handelt. Vielleicht ist
dies<e etwas ungewisse Ausdrucksweise hie und da nicht ganz ohne
Absicht. Denn es ist nicht immer ganz leicht, ein Leuchten sicher
festzustellen. Die physikalischen mediuimistischen Erscheinungen
gehen bekanntlich in der Regel nur bei sehr schwacher Beleuchtung
vor stich und dementsprechend finden die Sitzungen bei
stark abgedämpfter Beleuchtung, mzM bei schwachem Rotlicht
statt. Wenn man nun lange und mit gespannter Aufmerksamkeit
in dieser Dämmerbeleuchtung beobachtet oder zu beobachten
sucht, so tritt sehr leicht die subjektive Empfindung grauer, ganz
schwach leuchtender Wolken oder Nebel auf, deren Irrealität
man erkennt, wenn man seine Blickrichtung ändert und dann bemerkt
, daß die Wolken mit dem Blicke mitwandern, daß ihre Ursache
also im Auge und nicht in der Außenwelt liegt. Sie können
leicht zu Täuschungen Veranlassung geben. Wenn ferner ein
graulich-weißer oder weißer Gegenstand, meist nur flüchtige Sekunden
lang sichtbar, vom schwachen Lichte der Lampe beschienen
wird, kann man leicht den Findruck haben, daß er selbstleuchtend
sei, ja noch mehr, man kann s«ch sogar über den Aggregatzustand
täuschen: Ein rundlicher Gegenstand reflektiert an der
dem Beschauer gerade zugewandten Seite für diesen das Licht am
stärksten, die zurückgebogenen Seiten nehmen rasch an Helligkeit
ab, und so kommt leicht der Eindruck einer schwach leuchtenden
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