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230 Psychische Studien. L. Jahrgang. 5. Heft. (Mai 1923.)
der Vortragende auf sein früheres Referat: Für die Geisterlehre.
(Vgl. Psychische Studien, 50. Jahrgang, 3. Heft, S. 106—109.)
Die Jenseitigen haben durch den Mund oder die Hand medialer
Menschen bchilderungen ihrer Welt gegeben; am relativ zuverlässigsten
, d. h. wohl am wenigsten durch unbewußte Beigaben
der Uebermittler und des Milieus getrübt, sind die automatischen
Niederschriften, wie sie z. B. den Berichten der Sitzungen mit
Mrs. Piper, Dr. Frieses beiden Büchern - „Stimmen ans dem Reich
der Geister" und „Jenseits des Grabes" und den Briefen von
Julia (sämtl. bei Oswald Mutze) zugrunde liegen.
Um uns von der Jenseitswelt, der diese Botschaften zu entstammen
scheinen, einen Begriff zu machen, müssen wir an die
von der modernen Physik gewonnenen Ergebnisse über die
Existenz von Korpuskeln, die weit unter Atomgröße liegen, die
Elektronen usw. anknüpfen. Die nur Hellsichtigen wahrnehmbaren
Astralkörper der Diesseitigen wie der Jenseitigen könnten
aus Korpuskeln dieser Art bestehen, die zwar leicht das Gitterwerk
der Moleküle, aus denen die feste Materie, Mauern und
Türen zusamm engest ezt sind, durchdringen, an Gebilden
aus Korpuskeln, die ähnlich denen ihrer eigenen Körper sind,
wohl aber einen Widerstand finden können. Aus der gleichen
Materie dürfte die Welt der Sphären, das sog. Sommerland der
Spiritisten, bestehen. Zum „Beleg verliest der Vortragende eine
Stelle aus dem „Raymond betitelten Werke des großen englischen
Physikers Prof. Sir Oliver Lodge (deutsch bei Johannes
Baum). Dort teilt der 1915 in Flandern gefallene Raymond Lodge
seinen Angehörigen durch den Mund eines Mediums mit, daß die
Gegenstände in der Sphäre aus „Emanationen" gebildet seien,
die von der Erde aufstiegen. Was auf der Erde verfalle, gebe
feinstoffliche „Essenzen" ab, die man in der Sphäre zu sammeln
und zu konsolidieren wisse (S. 40 und 42).
Der Vortragende geht dann auf die Forschungen Reichenbachs
über Odstrahlung und odische Lohe ein. Er vermutet, was er in
seinem Buch „Die Jenseitigen" (Verlag von Johannes Baum)
näher ausgeführt hat, daß bereits der menschliche Geist unmittelbar
empfänglich nur für odische Schwingungen sei, die in
der Netzhaut z. B. durch Lichtstrahlen, im Labyrinth des Ohres
durch Schallwellen, in den Endigungen der Geruchs- und Geschmacksnerven
durch Molekularbewegungen chemischer Stoffe
hervorgerufen und von den Nerven über das Gehirn an die mit
dem Gehirn verknüpfte Seele herangebracht würden. Es würde
also nicht Licht oder Schall direkt wahrgenommen, sondern nur
die durch sie erzeugten Odschwingungsarten. Die vom physischen
Körper befreiten Jenseitigen könnten dann wohl logischerweise
unmittelbar Odschwingungen wahrnehmen, z B. die Aura der
Menschen und die nur Odlicht aussendenden Körper der anderen
Geister erblicken. Da Odstrahlen auch von der Sonne ausgehen
und anderen Absorptions- und Bewegurgsgestzen gehorchen als
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