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240 Psychische Studien. L. Jahrgang*. 5. Heft (Mai 1923.)
zeitig die Schuld an dem leider negativen, Ausgang der gepflogenen
Bemühungen einzig und allein Herrn Moll und seinem Verhalten zuschreiben
. Mit vorzüglicher Hochachtung
Aerztliche Gesellschaft für parapsychische «Forschung.
Der Vorstand: I. A. Dr. Sünncr, Vorsitzender.
Berlin SO 16, den 19. März 1923.
An die
Psychologische Oesellschaft, zu Händen des Herrn Geheimrat Mo IL
Berlin W 15, Kurfürstendajmm 45.
Sehr geehrter Herr!
Auf Ihr Schreiben vom 16. d. M. erwidern die Unterzeichnetem,,
ohne sich dadurch mit der Antwort der Aerztiichen Gesellschaft für
parapsychische Forschung in irgendeinen Gegensatz setzen zu wollen»
folgendes:
Die Unterzeichneten nehmen Kenntnis von Ihrer Erklärung, daß
eine herabsetzende Aeußerung durch die Worte des beregten Zeitungsartikels
„..... der okkultistischen Suggestion erlegem", gegen eine
Person oder eine Gesellschaft der Unterzeichneten nicht erblickt
werden kann, vermögen aber Ihrer Begründung nicht zuzustimmen,
da für Leser, die mit den näheren Verhältnissen und Vorgängen nicht
betraut sind, also dem Gros der Zeitungskser, der Artikel auf diejenigen
, die sich in letzter Zeit mit der Erforschung des Okkultismus
besonders befaßt hatten, hinzuweisen schien.
Zu entscheiden, ob jener Satz etwa auf Personen von uns bezogen,
etwas Verletzendes an sich habe, dürfte aber wohl nicht Ihrer Instanz
unterliegien.
Von Seiten der Unterzeichneten sind Vorschriften über Ihre
Beurteilung der Lage des Okkultismus nicht abgegeben worden. Ihre*
bezügliche Verwahrung ist daher wohl gegenstandslos; indes nehme»
wir die von Innen betonte Freiheit der Forschung und Freiheit der
Kritik in gleichem Maße, wie Sie in Anspruch:
Wir begrüßen Ihre Einschränkung, über gemeinsame Arbeiten vor
Abschluß nicht zu berichten und könnten dies noch lebhafter tun,
wenn die dadurch zu erzielende Zurückhaltung vor dem beregtCns
Zeitungsartikel Kraft gehabt und auch den Gegenstand der gemeinsam:
beabsichtigten Forschung einbegriffen hatte.
Die Tendenz des beregten Zeitungsartikels, der sich der Gunst
eines solch bekannten Namens, wie desjenigen des Herrn Geheimen
Sanitätsrats Dr. Moll bedienen darf, sein doch wohl nicht unbeabsichtigt
suggestiver Einfluß und vor allem die Zeit seines Erscheinens legert
erneut die Frage nahe, ob Herr Geheimrat Moll wirklich ernsthaft
mit der Möglichkeit rechnet, daß auf dem zu ^erforschenden Gebiet
bisher noch unbekannte Tatsachen zu entdecken sind, oder ob es ihm
nicht vielmehr lediglich darum zu tun ist, für die von ihm vertretene
Ansicht weitere Belege zu sammeln.
Die Unterzeichneten gestatten sich daher in aller Offenheit zu erklären
, daß es Ihnen nicht möglich ist, den ihnen nahestehenden Personen
Versuche mi1 der psychologischen Kommission zu empfehlen,
und müssen es zu Ihrem Bedauern zurzeit ablehnen, sich an den von.
Seiten der psychologischen Kommission angeregten gemeinsamen Versuchen
zu beteiligen.
Namens des Vorstandes der D. O. G. gez. Haken,
der P. S. G.: Schuppe, 1. Vorsitzender.
Nachwort der Red. Auf die erteilte Antwort hat sich Herr
Moll bisher nicht wieder geäußert. Er hat anscheinend die Sprache noch
nicht wieder gefunden. Mögie es so bleiben!
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