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Psychische Studien.
Monatliche Zeitschrift,
vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des
Seelenlebens gewidmet.
50. Jahrg. Juni 1923.
Die mediumistischen Phänomene von Iiifurt.
Von Major G. F. Lipp er t.
Eine ganz außerordentliche Fülle mediumistischer Phänomene
bietet das vor kurzem erschienene Buch des Pfarrers P. Sutter,
das er betitelt: „Satans Macht und Wirken in zwei besessenen
Kindern". *)
In diesem nach anscheinend einwandfreien Quellen zusammengestellten
Berichte einer über vier Jahre dauernden religiösen
Besessenheit zweier kleiner Knaben werden uns in gehäuftem
Maße und in großer Ausführlichkeit supranormale Fähigkeiten
und Erscheinungen vor Augen geführt, die sich ihrer Natur nach
den meist dem geistlichen Stande angehörenden Beobachtern
sehr wohl als aius dämonischen Einflüssen stammend darstellen
mußten. Auch wir selber dürfen aus folgendem ersehen, daß
wir hier nicht überall mit der animistischen Erklärungsmethode
auskommen werden, wenn anders wir der stattgehabten Beobachtung
völlige Exaktheit zusprechen wollen und nicht von
vornherein annehmen, daß es sich in den fraglichen Fällen nur
um Erzählungn von mehr anekdotischem Charakter handelt.
Theobald und Joseph, Söhne des Händlers Burner in Illfurt bei
Müblhansen im Elsaß, waren 9 bzw. 7 Jahre alt, als sie im Jahre
1864 von einer „geheimnisvollen Krankheit" befallen wurden, in
deren Folge sich ,,Besessenheit durch den Satan" einstellte. Die
zugezogenen Aerzte wußten nichts darüber auszusagen. Erst nach
vier Jahren wurde diesem Znstande durch den Exorzismus zweier
Priester ein Ende gemacht: Der Physiologe Prof. Dr. Hoppe gab
daraufhin die folgende Erklärung ab: „Ich erkenne an, daß der
katholische Exorzismus der Geistlichen die beiden. Knaben geheilt
hat, nicht durch sogenannte Teufelsaustreibung, sondern
durch psychische Heilung des kranken Gehirns. Somit erkenne
ich bei jedem der beiden Knaben eine hysterisoh-choreatische
Verwirrtheit und erkläre die Vorgänge auf folgende Weise: Die
ganze Seele, oder das beseelte Gehirn der beiden Knaben hat
den Teufelsspuk selbst gemacht wie auch die Heilungen zu stände
gebracht, und dies war mittels der Gehirnorganisation und des
geistigen Gehirnmechanismus möglich. Die Kinder zeigten ein
*) Erschienen mit dem bischöflichen ,,Iroprimaturu im Verlag von
W. Eckmann, Kehl, Baden.
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