http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1923/0246
Lippert: Die mediumistischen Phänomene von Hlfurt. 245
Prophetie (Vor- und Rückwärtsschau): Theobald
sagte dem Professor Lachemann voraus, daß 30 Jahre später
von einem in der französischen Revolutionszeit erschossenen
Abbe Jean Bochelen viel geredet werden würde. Tatsächlich
wurde diesem genau 30 Jahre später (1897) ein Denkmal errichtet
. — Derselbe Knabe sagte mehrmals den Tod einer Person
voraus. — Das ,mediumistische Bild* der beiden Knaben wäre
indes nicht vollständig, wenn sie nicht in typischer Weise auch
die Umstände ihrer eigenen Heilung vorausgesagt hätten. Und
zwar tat dies der Aeltere, indem er verkündete, daß bei ihm die
,Austreibung' in Gegenwart von zwölf Personen geschehen, und
daß auch der jüngere Bruder das Gehör wiedererlangen würde.
Der Jüngere nannte sogar den Namen des ihn später in der Tat
mit Erfolg exorzierenden Priesters. — Die Kinder zeigten sich
nicht minder in der Geschichte beschlagen und offenbarten oft
Dinge, die zeitlich weit zurücklagen, und von denen die Zuhörer
keinerlei Kenntnis hatten Sie redeten oft von Geschehnissen,
die sich 20, 30, ja 100 Jahre früher ereignet hatten, mit einer
Sicherheit und Genauigkeit, als ob diese sich in ihrer Gegenwart
ereignet hätten. Jm Schwedenkrieg*, sagte der kleine Joseph
einmal, ,wurde die Burnkirehe nicht zerstört, aber der Priester
am Altare getötet, während er .die Monstranz in der Hand
hielt/ — Auch erzählte er von früher verübten Verbrechen.
Amnesie : Durchaus typisch ist auch, daß Theobald nach
seiner Wiederherstellung nichts mehr von den Ereignissen der
letzten vier Jahre wußte. Bs war, als hätte er die ganze Zeit
über geschlafen. Das gleiche dürfte wohl auch bei dem kurz
darauf geheilten jüngeren Joseph der Fall gewesen sein, wrird
aber im Bericht des Pfarrers Sutter nicht besonders angegeben.
Es bleiben nun noch einige Phänomene zu erwähnen, für die
wir meines Wissens in der bisherigen mediumistischen Literatur
keinerlei Vorgänge finden, die also etwas aus dem uns bekannten
Rahmen herausfallen:
Die kontrollierende Intelligenz, welche «sich als ,der Teufel'
bezeichnete, bekannte selber, (daß sie der Nachbarfamilie Brebeck
zwanzig Bienenvölker vernichtet hätte. Als Herr Brebeck nach
seinen Bienen schaute, sah er mit Entsetzen, daß sämtliche Bienen
wie geköpft waren. Da er bald erfuhr, von welcher Seite
der Streich kam, ließ er das Bienenhaus segnen und mit Weihwasser
besprengen, und fortan hatte er Ruhe.
Der Herr Superior kam einmal mit einem Straßburger Pfarrer
per Kutsche auf Besuch nach St. Carl. Theobald trommelte eben
auf den Fensterscheiben. Als er das Fuhrwerk von ferne erblickte
, sagte er: „Ah, da kommt der Dreckler. Wart7, ich will
ihm eins aufspielen/4 — Nach kaum zwei Sekunden löste sich ein
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1923/0246