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Vom Büchertisch
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überhaupt keine Gelegenheit da war, bei der Crawford die Entdeckung,
betrogen worden zu sein, hätte machen können. Ja, er hatte aus Er*
holungsbedürfnis schon seit einiger Zeit eine Pause in den Sitzungen
eintreten lassen. Uebrigens hat er jahrelang die Sitzungen mit Miß
Goligher und ihren Angjehörig»en, die ebenfalls medial veranlagt sein
sollen, ohne alles Entgelt abhalten können. Ist es irgendwie glaubhaft,
daß ein Kreis von Personen jahrelang unentgeltlich mediumistische
Sitzungen, die zudem noch eine etwas religiöse Färbung hatten, mit
einem Gelehrten abhält, bloß um ihn zu betrügen und ohne sonst irgendeinen
Gewinn zu haben?
Ohne Zweifel wird Crawford recht behalten: Sein Werk wird Bestand
haben. Er war der Galilei der Parapsychophysik.
Oesterreich.
A. Dinter, „Die Sünde wider die Liebe." 1.—25. Tausend.
Verlag Matthes und Thost, Leipzig und Hartenstein i. E. 1. Teil.
Um es gleich offen zu sagen: ich bin mit recht gemischten Gefühlen
an die Lektüre dieses Romans gegangen, da er sich schon durch
sein Aeußeres als Tendenzroman verrät. Er ist ein solcher von der
ersten bis zur letzten Seite einschließlich der zahlreichen am Schlüsse
beigefügten Belege, und damit ist auch zugleich ein Urteil über den
künstlerischen Wert oder Unwert des Buches ausgesprochen. Aber
man wird doch angesichts der Wichtigkeit der Frage, die D. auch
hier behandelt, dem Verfasser in gewisser Hinsicht die Zustimmung
nicht versagen können. Der Verfasser bezweckt nichts anderes als den
Wiederaufbau des Christentums auf der reinen Lehre Christi unter Ausschaltung
aller Zutaten, mit denen es besonders durch den Judenchristen
Paulus versehen worden ist. Daß es dabei nicht ohne große Einseitigkeiten
und Uebertreibungen abgeht, wird man dem Temperament des Verfassers
zugute halten müssen. Sein Geistchristentum umfaßt alle Christen
ohne Unterschied der Konfession, vorausgesetzt, daß diese ihr Bekenntnis
durch die Tat, nicht durch Worte zum Ausdruck bringen — erst
wenn das deutsche Volk auf diese Weise seine innere Freiheit errungen
hat, wird es auch unwiderstehlich sein, die äußere wiederzugewinnen.
Von diesem Standpunkte aus kann das Buch Dinters trotz der oben
angeführten Mängel sehr wohl geeignet sein, an dem Wiederaufbau
Deutschlands mitzuarbeiten, zumal, wie er selbst betont, seine Geistlehre
nicht* anderes als Metaphysik der Rassenlehre ist, und beide
keine Theorie, sondern Erfahrungstatsachen und praktische Tatfrage,
darstellen. H. Hänig.
„Yogha64, Monatsschrift für das vorurteilslose Studium des Okkultismus.
1. Jahrg. 1. Heft. Jan. 19?3. Schriftleitung und Verlag: Karl Grund,
Warnsdorf (Tschechoslow.), Husarengasse. 2,20 K.
Das Heft ist das erste eines neuen Unternehmens — vielleicht ungeschickte
Anfängerarbeit —, jedenfalls ein tölpelhafter Schlag gegen den
völlig mißverstandenen Yogha. Wahrscheinlich dient der heilige Yogha
nur als Reklameschild. Der Leitartikel ist flau, „Gespenster und Spuk"
von Kemmerich, hat mit Yogha nichts zu tun, „Das Jahr 1923", in bessere
Klapphornverse gebrachte Sterndeuterei von der Ebertin, „Okkultismus"
von Fr. Bürgmann-Kaaden, „Wie ich Astrologin wurde!", ebenfalls von
der Ebertin, füllen das Heft. Und dabei fordert der Herausgeber und
Verleger „Okkultisten, die an der Gründung Psychischer Studiengeseilschaften
mitarbeiten wollen", zur Einsendung ihrer Adressen auf. Daß
die Berliner Leitung der P. S. G. etwas davon weiß oder gar damit einverstanden
sei, scheint dem Referenten zweifelhaft. Kr.
Oeßmann, 0. W. Wie werde ich ein Medium? Nach eigenen
Erfahrungen beschrieben. 2. Auflage des Katechismus der
Psychographie. 118 S. KL 8°. 18 Abb. Verlag1: Karl Siegismund.
Berlin 1922.
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