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286 Psychische Studien. L. Jahrgang. 6. Heft. (Juni 1923.)
4. die Nachprüfung im Jahre X920 nicht an meiner Un-
bereitwilligkeit scheiterte, sondern daran, daß der Ausschuß,
der sich autonom — ohne mein Zutun — konstituierein
wollte, uns nicht vorlud, daß
5. Frau F. im Oktober 1922 nach knapp IV2 jähriger
Vorbereitung das Oberrealabitur als Extraneerin mit Aus-
Zeichnung bestand und seither Medizin studiert, daß hingegen
eine Nachprüfung in der Vorbereitungszeit infolge der
naturgemäß bestehenden CJeberanstrengung unmöglich ge-
wesen wäre, daß endlich
6. die Nachuntersuchung jetzt begonnen und in vier
Sitzungen bereits ein bestätigendes Resultat geliefert hat.
Warum ich der von Moll inspirierten Kommission der
„Berliner Psychologischen Gesellschaft", wie allen derartigen
"Prüfungsausschüssen überhaupt (z. B. Paris und Christiania
1922, Nachprüfung der Phänomene von Eva C, Einar
Nielsen) die Kompetenz abspreche und ihre Versuche für
unmaßgeblich halte, habe ich oft genug ausgeführt. (Psych.
Studien Juni 1921,, Jan, 1923, Mitteilungen der .D. O, ß.
April 1923, Anmerkung zu dem Aufsatz Ueberhorsts, Pfingst-
nummer der „Psychiatrisch-neurologischen Wochenschrift"
1923, vgl. auch den Briefwechsel mit Moll in der Mainummer
der „Mitteilungen".)
Kommissionen arbeiten niemals langanhaltend mit einzelnen
, ausgesuchten Versuchspersonen unter schrittweiser
Anpassung der Methodik an die psychische Eigenart der
Medien und die unterbewußte Entstehungsweise der Phänomene
, sondern beschränken sich auf Ausarbeitung sogen,
exakter aber unpsychologischer Versuchsmethoden zum
Zwecke der Entlarvung vermeintlichen Schwindels und stören
dadurch, sowie durch Ausschaltung des gewohnten Versuchsleiters
, ferner durch die infolge ihrer negativen Befangenheit
geschaffene Mißtrauens- und Angstatmosphäre
die normale Entwicklung parapsychischer Vorgänge. — Man
sollte daher niemals gute Medien derartigen unzulänglichen
Kommissionen vorwerfen, die bestenfalls * die Versuchspersonen
seelisch ruinieren, niemals aber einwandfreie Feststellungen
zu treffen in der Lage sind.
Es ist dies eine Erfahrung, die jeder Experimentator
bestätigt, daß Demonstrations- und Prüfungsveranstaltungen
stets weniger gute Resultate ergeben als die im vertrauten
Kreise zum Zwecke der Erkenntnisförderung oder aus altruistischen
Motiven gehaltenen Sitzungen. Dieser Unterschied
ist auch bei Frau F., die keine mediale Eitelkeit,
dafür aber einen um so größeren ärztlichen Ehrgeiz besitzt,
evident. Jst der Zweck des Versuchs ein ärztlicher, so arbeitet
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