Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
50. Jahrgang.1923
Seite: 291
(PDF, 183 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1923/0292
Kröner: Ueber medizinisches Fernftihlen.

291

für die unterbewußte, subliminale Empfindungswahrnehmung
und ihre Projektion ins Oberbewußtsein.

Die dritte Entwicklungsphase rückte nun endlich den
ursprünglichen, „telästhetischen" Vorgang in die Oberbewußtseinszone
. Frau F. begann die krankhaften Erscheinungen
des fremden Organismus am eigenen Körper zu
fühlen, und die Symbole verschwanden in der Versenkung.
Auch das blitzartig intuitive Erfassen ursächlicher Zusammenhänge
rückte aus der optischen in die sensorische
Sphäre: Sie „fühlte" gestörte Nervenleitungen, Konstitutionsveränderungen
, Neuropathie und Psychopathie, sie
„fühlte" den Stoffwechsel, den Lymph-, den Blut-, den
Nervenkreislauf in Form schwer schilderbarer, aber für sie
scharf differenzierter dumpfer Empfindungen, denen wir
den Namen „Kausalgefühl" gaben.

Wir können also deutlich drei Stadien unterscheiden,
ein symbolhaft-visuelles, ein gemischtes und ein sensorisches.
Es wäre verführerisch, diese drei Stadien mit ihren Schwerpunkten
auf die drei verschiedenen Bewußtseinsebenen zu
verlegen: Das Symbolhafte ins Öberbewußtsein als hellseherisch
-intuitiven Akt, das Gemischte ins Unterbewußtsein
als einen unbewußt telepathischen Vorgang und das
sensorische ins Organbewußtsein als echte Telästhesie. Es
ließe sich auf diese Weise wunderhübsch demonstrieren,
twie die Bewußtseinsschwelle sich allmählich in die tieferen
Ebenen verschiebt.

Obwohl eine solche Auffassung sehr diskutabel erscheint
und den Vorzug der Uebersichtlichkeit besitzt,
möchte ich dem Mechanismus des diagnostischen Vorgangs
eine andere Deutung geben, die interessante Parallelen zu
den Lehren der Psychoanalyse ergibt und die Analogie
zwischen Mediumismus und Hysterie schlaglichtartig erhellt.

Zunächst müssen wir uns klarmachen, daß es sich in
der Phase I um direktes Hellsehen nicht wohl handeln kann,
denn das Medium sieht ja nicht etwa — gleichsam mit Röntgen-
äugen, kryptoskopisch — das pathologisch-anatomische Bild der
inneren Organe direkt, sondern es sieht nur deren Symbole.
Ganz abgesehen, daß ein direkter Kontakt zwischen zwei
verschiedenen Bewußtseinsebenen — Ober- und Organbewußtsein
— weder logisch noch psychologisch denkbar ist,
beweist ja schon das Auftreten von Symbolen, daß der
ganze Vorgang nur ein mittelbarer sein kann, daß eine Wahrnehmung
in ein Symbol umgesetzt worden sein muß. Und
diese Wahrnehmung kann nach Lage der Dinge nur eine
Organwahrnehmung sein, stellt also eine Funktion des Or-
ganbewußtseins dar: Die vegetative^Bewußtseinszone des

2(P


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1923/0292