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Lambert: Psychometrie
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halten wurden. Diesem berechtigten Verlangen der Skeptiker
kommt Böhm weit entgegen, und wer sein Buch ernsthaft prüft,
kann nicht im Zweifel sein, daß sich die Versuchsergebnisse
unter den obwaltenden Versuchsbedingungen nur dann durch Betrug
erklären ließen, wenn die Experimentatoren, die der Reihe
nach mit Frl. H. solche Versuche ausführten, sich untereinander
verschworen hätten, das Publikum durch schwindelhafte Berichte
zu täuschen. Wer einen Funken von gesundem Menschenverstand
besitzt, muß einsehen, daß diese Annahme in Anbetracht der genannten
Zeugen eine Geschmacklosigkeit wäre, zumal ähnliche
Experimente von Tischner, Wasielewski und Peter mit anderen
Medien gemacht wurden, und die Schrift Peters zeigt, wie zahlreich
die Beobachtungen gerade auf diesem Gebiet sind, vollends
wenn man die Versuche mehrerer Franzosen und ähnliche Experimente
mit dem amerikanischen Medium Piper in Betracht
zieht.
Die Hellseherin Frl. H., die sich Herrn Dr. Böhm in liebenswürdigster
Weise zur Verfügung stellte, ist während der Versuche
meist in gewöhnlichem Wachzustand, der nur manchmal in
eine Art leichter Trance übergeht. Häufig macht Frl. H. an der
Hand von Schriftstücken, Postkarten oder Briefen, die ihr im
Umschlag übergeben werden, die verblüffendsten Angaben über
deren Schreiber; der Frl. H. unbekannte Inhalt des Schriftstücks
hat meist keine Beziehung zu ihren Mitteilungen, auch
können an die SteUe von Schriftstücken irgendwelche Gegenstände
treten, die mit der zu besprechenden Person in Beziehung
standen, oder diese Person selbst.
Bewußte gedankliche Suggestion der Experimentatoren erweisen
sich gewöhnlich unwirksam, ja störend, das gleiche berichten die
vielen Gelehrten, die mit dem Medium Piper experimentierten.
Immerhin kann, wenn sich ein Anwesender in Gedanken scharf
auf eine bestimmte Person konzentriert, Frl. H. dadurch zur Besprechung
eben dieser. Person gebracht werden, ohne daß ein
Brief oder ein Gegenstand derselben vorliegt. Die von unwissenden
Kritikern oft vertretene „Flüstertheorie", nach der dem
Medium die richtigen Angaben von den diese Angaben erwartenden
Experimentatoren imbewußt zugeflüstert werden sollen,
widerlegt Böhm schon durch den Hinweis darauf, daß der Versuch
dann am besten zu gelingen pflegt, wenn der die richtige
Antwort kennende Experimentator sich während der Mitteilungen
Frl. H.s mit irgendeiner Lektüre beschäftigt; übrigens erfolgen
wichtige Mitteilungen auch dann, wenn keiner der Anwesenden
die zu besprechende Person kennt; die Skeptiker um jeden
Preis müssen also neue Ausflüchte suchen, wenn sie sich weiter
um Anerkennung dieser Tatsachen drücken wollen. Ich berichte
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