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Lambert: Psychometrie.
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Binde zu tragen.) „Er ist tot, die letzte Zeit war so ein Hindämmern
." (Wirklich dämmerte er mehrere Tage dem Tode
entgegen.) „Ein Kruzifix sehe ich, nicht sehr groß" (Ein kleines
Kruzifix seiner Mutter trug er im Feld immer bei sich.) „Auch
mit einem Anzug ist was los, er ist mehr dunkelblau als
schwarz" (Vor der Beförderung zum Leutnant wollte er sich
einen Zivilanzug beschaffen; nach langem Schwanken zwischen
einem dunkelblauen und schwarzen Anzug bestellte er ersteren.
Sein Vater bestellte denselben zum Verdruß seines Sohnes
wieder ab). „Er ist brav und fromjm gestorben, er braucht sieh
nicht zu schämen" (Während eines Heimaturlaubes von der
Mutter befragt, ob er brav geblieben, sagte er „ich brauche
mich nicht lu schämen") „Er mußte viel leiden, weil er seine
Mutter leiden sah" (Die Mutter ist leidend). „Er möchte die
Mutter streicheln, vom Vater schaut er weg, ich weiß nicht, ob
eine Gemeinschaft da ist zwischen Vater und dem Buben" (Er
war dem Vater aus besonderen Gründen nicht zugetan) „Hinten
in der Nierengegend, habe ich einen heftigen Schmerz". Die
in Klammern gesetzten Bemerkungen, der während des Versuchs
nicht anweisenden Miutter des Verstorbenen, zeigen wie ausgezeichnet
die Angaben sind, es handelt sich durchweg nicht,
wie die Gegner glauben machen wollen, um »allgemeine' Behauptungen
, die schließlich auf jedermann passen, sondern um ganz
bestimmte Einzelheiten aus dem Leben dieses bestimmten Menschen
, von dem die Anwesenden fast nichts wußten.
Ueber eine unbeschriebene Karte, die eine abwesende Frau
am gleichen Tag etwa % Stunde auf ihre Brust gelegt hatte,
sagte Frl. H. u. a.: „Schwere große Müdigkeit, Herz tut etwas
weh. Das Betreffende muß krank sein". Die betreffende Frau
war zur Zeit schwer krank, im Laufe der einjährigen Krankheit
konnte keine sichere Diagnose gestellt werden. Zwei Tage nach
den Angaben Frl. H.'s starb die Frau, die Sektion ergab Herzbeutelentzündung
. Es ist wahrscheinlich, daß Fähigkeiten wie
die Frl. H.s für die Heilkunde wichtig werden können. Nervenarzt
Zahn schreibt dies bestätigend: „Frl. H. bat bei von Kranken
geschriebenen Briefen verblüffende Krankheitsgeschichten
gegeben." Wie wir schon sagten, brauchen die Frl. H. anregenden
Gegenstände keine Schriftstücke zu sein; einmal wurden ihr
nacheinander drei kleine Gegenstände unerkennbar verpackt über-
geben. Beim ersten äußerte sie: „Es friert mich ein wenig; muß
mich in mein Tuch wickeln, der Kopf steckt so drin, als ob ich
fast keinen Hals hätte." Beim zweiten: „Ich habe das Gefühl des
Wippens", dabei trippelte sie mit den Füßen. Beim dritten: „Das
ist von der gleichen Person. Hinten unten links tut mir mein
Zahn furchtbar weh." Dann ahmt sie ein Kind etwa im Alter
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