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Bruck: Materialisationen
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und der sich in dem erwähnten Bildbewußtsein äußert, gleich*
gültig, ob die Objekte dieses Sohauens dem angehören, was wir
Vei^iangenheit oder Zukunft zu nennen pflegen. Bemerkenswert
ist noch die enge Verbindung dieser Gabe mit religiösen Vorstellungen
(Christusvfekm) (und Anschauungen spiritistischer
Art (Bild des verstorbenen Vaters hn Bahnabteil), wie wir sie aus
der Welt des Somnambulismus kennen — hier werden wir auf
eine höhere Einheit hingiewiesen, der das Hellsehen angehört
und die auch das Rätsel des Menschenlebens in höherem Lichte
erscheinen läßt
Anmerkun g der Ked. Trotz des roichJichon Materials können einige Bodenken
nicht unterdrückt werden hinsichtlich der exakt« n Nachprüfung- der Geschehnisse Vielleicht
wären einige wonige aber mit alhm Kautel en belegte Versuche doch beweisender
gewesen.
Materialisationen.
Von Sanitätsrat Dr. med. Carl Bruck, Berlin.*)
Mit Recht ist vielfach, auch dort, wo man ,,die ewige Wiederkehr
des Gleichen" nicht als Axiom anerkennt, betont worden,
daß etwa seit Beginn unseres Säkuluins, genau wie vor hundert
Jahren, auf fast allen Gebieten des geistigen Lebens eine neue
romantische Gesamtrichtung in bewußtem Gegensatz zu der
vorangegangenen Epoche sich durchzusetzen sucht. Wie die
Romantik dem Zeitalter der Aufklärung folgte, so zeigen sich
jetzt ähnliche Tendenzen gegenüber dem naturwissenschaftlichen,
Materialismus, dem man untet vielfachen Dankesbezeugungen
gern ein solennes Leichenbegängnis rüsten möchte; und ebenso
in der Philosophie, in der Literatur und wohl auch in den Künsten
ist man bemüht, die vorzugsweise spekulativen Interessen der
Romantik dem Zeitgeist als Siegel aufzudrücken. Während aber
um 1800 Poeten und Theologen, Politiker und Staatsmänner die
Führung hatten, die Wissenschaft aber nur die spekulativen
Naturphilosophen als Hilfstruppen senden konnte, ist jetzt gerade
in wissenschaftlichen Kreisen ein sehr ernster Kampf entbrannt.
In der Philosophie ist iü Anlehnung an die alten Systeme von
Fichte^ Hegel und Schelling eine Rückkehr zur spekulativen
Metaphysik nicht nur in Deutschland bemerkbar, in der Naturphilosophie
setzen sich auf Ostwalds Spuren energetische Richtungen
durch, und auch in den reinen Naturwissenschaften ist
ein Vordringen des Neu-Vitalismus, der die Autonomie des
Geistes gegenüber der Materie proklamiert hat, unverkennbar.
Aus diesem Milieu heraus erklärt sich wohl auch das Wiedererstarken
scheinbar längst erledigter Bestrebungen wie der Theosophie
und des Okkultismus, und gerade dieser, der den lobenswerten
Ehrgeiz, als Zweig der exakten Naturforschung an-
*) inm erkling d e r S chrif tl eit ung, Nachfolgenden Aufsatz
lesen wir in der Deutschen Allgemeinen Zeitung vom 15. März d. J.Jfc
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