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336 Psychische Studien, L. Jahrgang. 7. Heft. (Juli 1923.)
vom Herzen sehe ich eine Leitung nach dem Kopfe gehen. Dann ist
mir der Kopf benommen. Es ist wie ein Druck, der um Kopf und Augen
geht, eine Mattigkeit, Müdigkeit. Am stärksten spür' ich's in den Schläfen,
und über den Schläfen in den Haaren, dort möcht ich drücken und
reiben, um das Druckgefühl wegzuwischen. Da müßte eine Nervenpartie
sehr gereizt sein, und von dieser Stelle strahlt es nach dem ganzen
Kopfe aus und geht auch nach dem Herzen. Aber nicht, daß das Herz
vom Kopf sekundär beeinflußt wird. Herz und Kopf gehen parallel,
die Nervenieitung ist für sich. Nun werde xich sehr müde, möchte
schlafen, die Beine werden mir schwer. (Hustet.) Es reizt mich zum
Husten, aber ich weiß es nicht, ob ich das bin oder die Patientin. Aber
ich glaube, sie neigt sehr zu Erkältungen, ist empfindlich gegen katarrhalische
Einflüsse. An der Lunge finde ich nichts. Aber ich bin
momentan stärker erkältet, als ich mich heute gefühlt habe. (Es folgt
eine Rekapitulation und Zusammenfassung.)
(Bis hierher ohne Zwischenfragen.
Fragen an die Patientin.)
P a t. Es ist alles richtig. Ich habe seit 20 Jahren furchtbare
Schläfenkopfschmerzen gerade an der angegebenen Stelle, in und über
den Schläfen. Das geht vom Nacken aus, da bilden sich dicke Knoten,
die Adern an den Schläfen treten dick hervor. Es zieht von da zeitweilig
hinters Ohr und dann zum Hals hinunter. Das Herz ist etwas
nervös und flattrig. Ich bin sehr nervös und leicht aufgeregt. Im
Augenblick bin ich sehr erregt (Herzklopfen). Auch die Schwere in
den Beinen hatte ich soeben. (Auch die Neigung zu katharrhalischer
Erkrankung der Atemwerkzeuge wird von der Pat. bestätigt.)
(Unterschriften der Teilnehmer.)
6. Versuch am 8. April 1921.
Herr M., 34 Jahre alt, Patient des Herrn Geh. Sanitätsrats
Dr. Palmie, Charlottenburg.
Patient ist Frau F. und mir gänzlich unbekannt, ebenso sein Leiden.
Anwesend: Kröner, Frau F., Herr M.
Medium vollwach.
Patient erhält Weisung, sich möglichst passiv zu verhalten.
Med.: Ich spüre einen starken Druck im Hinterkopf, er liegt
ganz tief, an Ausläufern der Gehirnnerven nach dem Rückenmark.
Er verbreitet sich über den Kopf nach vorne. Am Herzen spür' ich nichts.
Ein klein bißchen nervöses Hämmern. Sonst habe ich nur das Gefühl
einer großen Mattigkeit und von Ziehen, es geht auch etwas nach der
Herzgegend rüber. Der Sitz ist ein Punkt am Hinterkopf, von dem
aus alles nach allen Seiten ausstrahlt (bezeichnet den Punkt genau in
der Tiefenlage, etwa entsprechend der medulla obiongata).
(Bis hierher ohne Zwischenfragen.)
Fragen des Experimentators.*
Kr.: Beschreiben Sie den Punkt näher in bezug auf seine Veränderungen
.
Med.: Organische Veränderungen sehe ich nicht, bloß eine Leitungsstörung
, wie wenn zwischen Gehirn und Rückenmark elektrische
Leitungsdrähte gestört wären.
Fragen an den Patienten.
K r.: Ist das, was Frau F. gesagt hat, im großen und ganzen richtig?
Pat.: Teilweise.
Kr.: Fehlt noch ein wesentliches Symptom?
Pat: Ja, meiner Ansicht nach das Hauptsymptom. An der angegebenen
Stelle des Hinterkopfes spüre ich leichten Druck, kein
Schmerz. Die Müdigkeit und Benommenheit ist manchmal da, dann
brauche ich viel Schlaf. Schlaf ist gut. In den Händen und Armen
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