Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
50. Jahrgang.1923
Seite: 349
(PDF, 183 MB)
Bibliographische Information
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Böhm: Antithese zum Vererbungsproblem. 349

wesenden und stieß laute Schreie und widerliche Schimpfworte
aus. Dieser Zustand hörte nach etwa einer Viertelstunde auf,
aber eine Benommenheit des Kopfes blieb zurück. In der folgenden
Nacht zeigten sich schauerliche Träume und am nächsten
Vormittag vorübergehend ein dem ersten ähnlicher Zustand
eines Wutanfalles. Die Analyse des tieferen Seelenlebens des in
der damaligen Sitzung anwesenden Herrn Y seitens eines anderen
Einfühlmediums (ein Jahr später) lautete: „Höhnisch —
allen weichen Gefühlen hohnsprechend — etwas schreckhaftes —
hart — teils zweifelnd — teils ungläubig — berechnend — zerrissen
— disharmonisch — erkältend — roh — etwas dunkles
— fratzenhaft Entstelltes — etwas diabolisches — zum Fürchten."

Es unterliegt für mich keinem Zweifel, daß das erste „Medium
" von dem Wesen des Herrn Y durch das Einfühlen so beeinflußt
wurde, daß es förmlich von ihm „besessen" war
(„Psychische Infektion").

Der russische Arzt Dr. N. Krainzky hat bei einer Epidemie
von Besessenheit im Gouvernement Novgorod nachweisen können,
daß die Erkrankten während der somnambulen Zustände seine
Gedanken übernahmen. Aes dem authentischen Berichte über
den seinerzeitigen Fall in Wemding nördlich von Donauwörth
(Bayern) ergibt sich ebenfalls, daß der zehnjährige „besessene"
Knabe Michael einfühlte (er unterschied Weihwasser von ge*
wohnlichem Wasser, den lateinischen Text eines Gebets von dem
eines Klassikers). Auch bei den in dem soeben erschienenen
Buche „Das Unerkannte auf seinem Wege durch die Jahrtausende
" mitgeteilten Fällen von Besessenheit zeigten sich
ähnliche Fähigkeiten.

Aus dem Gesagten ist zu folgern, daß dem Erinnerungs-
sch,\atze (^Unterbewußtsein") und damit dem Weisen
einer Person fremde Eigenarten für einige Zeit
einverleibt werden können. Es ist deshalb sehr wohl
möglich, daß die erfühlten Wesensarten einer anderen Persönlichkeit
auch jahrelang normalerweise — ohne krankhafte
Auswirkung — erhalten bleiben und sich gelegentlich vielleicht
zeitweise so lange kundgeben, bis ^igene starke Erlebnisse sie
übertönen.

Diese Möglichkeit scheint mir eine Erklärung
für die „Vererbung" eiterlicher und srroßelter-
licher seelischer Eigenarten zu bieten, zudem
die oben angeführten Bedingungen gerade beim
Kinde gegeben sinid.

Das Bewußtsein des Kindes ist während der Embryonalzeit
und des ersten Lebensjahres noch nicht geweckt seine Sinnes-
tätigkeit ist schwach und eigenes Denken' fehlt ganz; nur all-


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