Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
50. Jahrgang.1923
Seite: 357
(PDF, 183 MB)
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Böhm: Antithese zum Vererbungsproblem

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Inspiration ist das Bewußtsein des eigenen Denkens, des eigenen
Fragens, des Poigerns, Sammelns und Bauens gänzlich geschwunden
. Der Mensch weiß sich nur Werkzeug, nur Sprachrohr
einer Macht, die seinen Willen ergreift, seine Phantasie
erfüllt, ihm Worte und Taten eingibt Vorstellungen, die im
Hintergrunde des Bewußtseins ruhen, verraten ihr Dasein zunächst
durch ihre Wirkung auf das G e f ü h 1. Mit dem Gefühl
verbindet sich alsbald eine unbestimmte
und ungegliederte Gesamtvorstellung, deren
Bestandteile sich, wenn sie allmählich in das
Blickfeld des Bewußtseins rückt, mit zunehmender
* Deutlichkeit von einander abheben und
einzeln mit steigend.er Klarheit erfaßt werden.
Aus dean flutenden Nebel dunkelbewußter Vorstellung hebt sich
bald das eine, bald das andere Element heraus
und verdichtet sich zu wechselnden Bildern des
nach Gestaltung ringenden Inhalts. Der Vorgang
der Verdeutlichung ist zugleich der Prozeß der Entstehung/'

Ich selbst arbeite nach Zeiten stärkerer Gemütsbewegung viel
intuitiv und' kenne aus eigener Erfahrung den Zustand während
des Erfühlens. Die Übereinstimmung beider Geschehnisse hinsichtlich
ihres Hereinwirkens in das Bewußtsein kann ich be*
stätigen.

Der Schriftsteller Dr. Wilhelm von Scholz spricht in
einem seiner jüngsten Werke den problematischen Gedanken
aus, daß „vielleicht die dichterische Begabung nichts
anderes sei, als Hellsichtigkeit, dae den inneren seelischen Zugang
zu allerhand, in der Welt vorhandenem Leben findet, von
dem sie äußerlich nichts erfährt, die als Phantasiezwänge in ihm
auftauchen, daß Dichten nichts anderes sei, als auf unbekannten,
geheimen Wegen eindringen in das Schicksal anderer, wobei
der Dichter, wenn ihn "das Bilden, das Gestalten packt, etwas
Losgelöstes, Befreites, von Raum und Zeit Entbundenes — eine
Kraft, ein Sehen, ein ganz Unpersönliches ist, durch das Leben
hindurchflutet."

In einer Vorlesung im Münchner Theatermuseum im Dezember
1922 verglich Dr. Max Martersteig „den Schauspieler
mit einem Medium, bei dem auf das Stichwort in der
Dichtung, als „Hypnotiseur", das Wachbewußtsein und die Ver-
standastätigkeit zurücktreten und statt dessen Gefühl und Phantasie
an Feinheit und Stärke gewinnen". Zum Unterschied vom
wirklichen Mediulm aber hat beim Dichter und Schauspieler
ebenso wie beim intuitiv schaffenden Forscher
der bewußte Verstand stets die Kontrolle zu behalten,


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