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Störmer: Ein Beitrag zum Kapitel: „Die tanzenden Tische". 375
erhobene Tischkante herunterzudrücken, stützte ich mich mit
meinem ganzen Körpergewicht darauf und hob beide Füße von
der Erde ab, hing also frei an der erhobenen Tischkante. Der
Tisch blieb ungefähr 5 Sekunden in der obenerwähnten Stellung
und senkte sich dann langsam mit mir zu Boden. Ein Versuch,
dasselbe Experiment mit Hilfe von Muskelkraft nachzuahmen,
indem sogar alle Teilnehmer im Stehen mit fest aufgestemmten
Händen den Tisch in der erhobenen Lage festzuhalten sich bemühten
, mißlang vollkommen.
Jetzt bat ich den Tisch, derart fest am Boden zu stehen, daß
ihn keiner von uns heben könne. Ein leichtes Aechzen im Tischholz
wurde vernehmbar. Einer nach dem anderen der Teilnehmer
versuchte, den Tisch hochzuheben oder von der Stelle
zu bewegen, indem er den Tisch an den Beinen oder unter der
Platte packte. Dieser war so schwer, daß er sich bei vollster
Kraftanspannung nur um einige Zentimeter bewegen oder heben
ließ. Da die übrigen Teilnehmer mit ausgestreckten Armen und
sitzend Kette bildeten, war ein bewußtes oder unbewußtes Festhalten
des Tisches mit Hilfe von Muskelkraft ausgeschlossen.
Der körperlich Kräftigste von uns konnte unter Aufbietung
seiner ganzen Muskelkraft den Tisch nur eben etwa 3 Finger
breit mit 2 Beinen vom Boden abheben. Ich sah mir danach
gleich dessen Hände an, wo noch tiefe Eindrücke zu sehen waren,
die durch das Holz eingepreßt waren. Jetzt baten wTir den
„Geist", den Tisch loszulassen,'und sofort war es ein leichtes,
den Tisch zu heben und zu bewegen. Ähnliche Beobachtungen
werden in dem neuen Schrenckschon Buch durch Österreich bei
dem bekannten Medium Frau Silbert in Graz beschrieben.
Zum Schluß stellte ich mich selbst mitten auf die Tischplatte
mit geschlossenen Füßen. Es wurde Kette gebildet wie oben
erwähnt. Ich bat den „Geist", den Tisch so hoch zu heben, daß
ich gerade noch darauf stehen könne, ohne herunterzufallen. Er
hob den Tisch mit 2 Beinen etwa 40 cm hoch und ließ ihn dann
langsam wieder herunter. Dies tat er zweimal.
Hernach erzeugte der „Geist" in dem Tische Klopf töne, ohne
daß sich der Tisch bewegte. Es war uns nicht möglich, diese
Klopftöne mit dem Finger, Ring oder durch Drücken der
Platte usw. auch nur annähernd nachzuahmen. Fragen beantwortete
er durch 1- (nein) bzw. 3- (ja) maliges Klopfen. Auch
Fragen, die wir in Gedanken an ihn stellten, beantwortete er,
und zwar nach Aussage sämtlicher Teilnehmer richtig. Während
der ganzen Versuche war das Zimmer durch eine 16kerzige elektrische
Lampe erhellt.
Tatsache ist, daß eine ganz enorme Kraft den Tisch bewegt
hat, und daß diese Kraft hohe Intelligenz zeigte. Die Frage, ob
wirklich der „Geist" eines Verstorbenen sich darin kundgegeben
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