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Kleine Mitteilungen. 381
Beurteiler annehmen; denn die Autosuggestion ist ja nacn mrer eigenen
Ansicht auf die Erhaltung der Krankheit gerichtet, während der Wille
zur Gesundung* als neues und fremdes Moment durch den Suggestor
hineingetragen wird. Es ist aber von jeher eine besondere Kunst von
Leuten gewesen, die sich auf die Psyche des Publikums verstanden,
für das alte Lied der Suggestivbehandlung neue und überraschende
Melodien zu finden. Die gewöhnliche Form der Suggestion „es wird
schon gut werden", genügt bekanntlich in den seltensten Fällen. Sonst
würde jeder Arzt sehr viel mehr Suggestiverfolge haben. Das Rationelle
ist daher, den Behandelnden durch hypnotische Einwirkung in einen Zustand
erhöhter Suggestibilität zu versetzen. Das taten besonders die
Laienpraktiker reichlich und mit gutem Erfolge, solange die* Aerzte
zu Unrecht — die Hypnose vermieden. Heutzutage ist die Hypnose dagegen
schon nicht mehr ganz modern und außerdem leider durch
den Mißbrauch, der <in öffentlichen Vorführungen damit getrieben
wurde, zum Teil privatim noch weitergetrieben wird, bei manchen
etwas in Mißkredit gekommen.
Es werden also neue Wege gesucht, um den suggestiblen Zustand
hervorzurufen. So ist in Breslau ein Heilkundiger, der behauptet,
durch Fernbestrahlung mit einer von ihm ausgehenden Lebenskraft
Erfolge zu erzielen. Das letztere braucht nicht bezweifelt zu werden;
aber die einer einzelnen Person angeblich innewohnenden Lebens-
strahlen sind damit nicht im geringsten bewiesen. Denn schon der Umstand
, daß mit einem Patienten die genaue Zeit verabredet wird,
in der er sich ruhig hinzusetzen und auf die Entgegennahme der Bestrahlung
zu konzentrieren hat, genügt durchaus, um einen Zustand
erhöhter Suggestibilität hervorzurufen. Dabei kommt meines Erachtens
noch eins hinzu, worin mir allerdings nicht alle Aerzte — am wenigsten
die Herren Moll und Mamlock — zustimmen werden. Ich halte nämlich
eine rein gedankliche („mentale") Suggestionierung, auch auf Entfernung
, für möglich. In der Näjie halte ich sie für eine Tatsache. Und
wenn man mir auf diesen Standpunkt folgt, so wird es verständlich,
weshalb der Suggestor in Nancy, wenn er den Chor seiner Tragödie
aufmarschieren läßt, größere Erfolge erzielen mag, als dies bei einzelner
Suggestivbehandlung mitunter der Fall ist. Die auf die Suggestion eingestellten
Gedanken der einzelnen Personen summieren sich, und die
geistig Schwächeren werden von den geistig Stärkeren mit beeinflußt.
Aus diesem Grunde haben die Massenbehandlungen auf dem Gebiete
der Hypnose und Suggestion von jeher besondere Erfolge gehabt. Und
neu ist an der Sensation von Nancy höchstens die Aufmachung.
Dr. med. Erich Kindborg.
Herausgeber und Verlag bitten die Herren Rezensenten, die Buchbesprechungen
in möglichster Kürze abzufassen. Es geht nicht an,
daß solche zu vollkommenen Inhaltsangaben aufwachsen, die eine Lektüre
des Buches selbst erübrigen. Eine noch so kurze Erwähnung in
diesem Blatte soll in Zukunft die besondere Eignung für den Leserkreis
dartun. Starker Raummangel, und die besonders teuere Herstellung
des% Petitsatzes zwingen uns sonst dazu, selbst Kürzungen vorzunehmen.
Zugleich bitten wir einige der Herren Mitarbeiter, deren Aufsätze
nicht immer so schnell erscheinen, wie es ihnen und auch uns erwünscht
wäre, um gefl. Nachsicht da wir stets auf längere Zeit mit vorzüglichem
Material versorgt sind. -
„The Society for Psychical Research" legi Wert auf die Feststellung,
daß entgegen der Mitteilung im luniheft-Aufsatz über Frau Silbert Herr
und Frau McKenzie nicht Mitglieder der genannten Gesellschaft sind.
Vielmehr ist McKenzie Direktor des „British College for Psychic Science"
und sucht naturgemäß für dieses die Medien zu interessieren.
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