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386 Psychische Studien. L. Jahrgang. 8. Heft (August 1923).
Band 2: E. Adickes, Cl. Beumker, Jonas Cohn, H. Cornelius, K. Oroos,
A. Höfler, E. Troeltsch, H. Vaihinger; Band 3: G. Heymans, W. Jerusalem
, Götz Marius, F. Mauthner, A. Messer, Julius Schultz, F. Tönnies.
Wie man sieht, ist das eine recht bunt zusammengewürfelte Zahl. Es
fehlen Denker ersten Ranges, und anderseits sind solche da, die wohl
sehr erstaunt gewesen sein werden, zu einer „Selbstdarstellung" aufgefordert
zu werden, da ihnen vermutlich selbst nichts von einer
deren würdigen philosophischen Leistung von sich bekannt war. Fängt
doch eine der Selbstdarstellungen mit einer Art von Entschuldigung
davon an, daß der Verfasser sein ganzes Leben lang nichts von irgendwelcher
Bedeutung veröffentlicht hatte. Andere sind weniger offen gewesen
. Von den Besten einer — E. Troeltsch — hat sich erst nach
langem Drängen widerstrebend zur Mitarbeit entschlossen und dann
kurz und sachlich über „Meine Bücher" geschrieben. Umgekehrt: Je
unbedeutender die Verfasser sind, desto ausführlicher werden sie über
ihre Familienherkunft und persönliche Schicksale. Kurzum, ein sehr
buntes und nicht immer erfreuliches Bild entrollt sich vor dem Leser.
Warum gerade ein paar der einflußreichsten und geistig am hochstehendsten
Persönlichkeiten fehlen, wird vom Herausgeber nicht verraten
. Haben sie abgelehnt, schon bei Lebzeiten Persönlicheres über
sich zu sagen? Oder wollte der Herausgeber nicht die „größten Rosinen"
gleich alle im ersten Band verausgaben, sondern sich für die weiteren
Bände auch noch solche aufsparen? Vielleicht stammt gerade aus dieser
Absicht das seltsame Gemisch von bedeutenden und ganz gleichgültigen
Persönlichkeiten? Prof. Oesterreich, Tübingen.
Fröbes, Joseph, S. J., Professor der Philosophie an der Philosophisch -
theologischen Lehranstalt zu Valkenburg. Lehrbuch def ex-
perimentellen Psychologie. 2 Bände. Freiburg i. Breisg.
1917. Herdersche Verlagsbuchhandlung. 8°. Band 1: XXVI Bl. und
605 S.; Band 2: XVIII BL und 704 S. 2. unverändert. Aufl. 1923.
Wenn ich dieses Werk trotz seines Titels an dieser Stelle anzeige
, so liegt die Ursache darin, daß es weit mehr gibt, als der Titel
ahnen läßt. Es gibt in Wahrheit eine Gesamtdarstellung der modernen
Psychologie, keineswegs nur ihrer experimentellen Teile. Wir haben
es mit einem jener Werke zu tun, wie sie immer wieder von Z*eit zu
Zeit von einzelnen Jesuiten geleistet werden. Das Buch ist mit großer
Sachkenntnis und hingebender Arbeit geschrieben worden. Es berücksichtigt
die Literatur in weitestgehendem Maße und kann als das
umfassendste, die Darstellung der Forschungsarbeit am meisten bis zur
unmittelbaren Gegenwart fortführende allgemein psychologische Lehrbuch
bezeichnet werden. Eine Eigenart des Werkes gegenüber anderen Lehrbüchern
besteht in der Berücksichtigung auch der pathologischen Psychologie
, wie sie jedes wirkliche allgemeine Lehrbuch der Psychologie enthalten
sollte, in Wirklichkeit aber infolge mangelnden Kenntnisumfanges
ihres Verfassers keines gibt. Es bekundet sich darin wohl die Nähe der
Lehranstalt, an der Fröbes tätig ist, zu Frankreich, dessen Psychologie
immer die Beziehungen zur Psychiatrie besonders stark berücksichtigt
hat Mit Recht gibt Fröbes auch eine Uebersicht über die heute
in der Psychiatrie in Geltung befindlichen Haupttypen der geistigen
Frkrankungen. Es wäre zu wünschen, wenn das schöne Werk in der
nächsten Auflage auch die sogenannte Parapsyehologie berücksichtigen
würde. Die sachkundige Vorurteilsfreiheit des Verfassers braucht wohl
nur darauf hingewiesen zu werden*, um diesem Wunsche Beachtung zu
schenken. Prof. Oesterreich, Tübingen.
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