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MITTEILUNGEN
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der Deutfdien Gefell/diafi für wiffenfdtaft liehen Okkultismus.
Zufdtriften, die Qefellfdiafi\ oder die Mitteilungen betreffend, find an
den Schriftführer Herrn Dr. med. Walter Kröner, Charloiienbnrg,
Berliner Str. $4 zu richten.
Nr. 6. August 1923
Vortragsberichte.
Ueber medizinisches Fernfühlen.
(Diagnosenstellung durch Hellfühlen.)
Bericht über neuere Versuche mit Frau Elisabeth F.
Von Dr. med. Walther Kröner.
(Fortsetzung.)
9. Versuch am 8. Oktober 1920.*)
Am Nachmittag dieses Tages war eine Frau B. mit ihrem 6 jährigen
Sohn, einem Idioten, in meiner Sprechstunde erschienen. Das Kind
sollte sich angeblich bis zu seinem 10. Monat normal entwickelt, dann
an „Zabnkrämpfen" gelitten und mit 16 Monaten einen „Schlaganfall"
erlitten haben, worauf sich eine regelrechte Idiotie entwickelte. Das Kindi
konnte nicht sprechen, gab nur unartikulierte Laute von sich und
war lebhaft und agil wie ein Affe. Es bewegte sich eigenartig schliddernd
und mit allen Gliedern zappelnd und gestikulierend durchs
Zimmer, stieß fortgesetzt tierische,*miauende Laute aus und wälzte sich,
wenn man es anfaßte, scheinbar in höchstem Zorn fauchend, kratzend,
spuckend und um sich schlagend auf dem Boden herum. Während
der Konsultation beschäftigte es sich damit, eine große Landkarte
in tausend kleine Fetzen zu reißen, was nach Angabe der Mutter seine
Lieblingsbeschäftigung darstellte. Auffallend war eine einseitige Gesichtsverzerrung
(Fazialislähmung) und dauernde Schiefhaltung des
Kopfes, die den Eindruck einer Verrenkung der Halswirbelsäule machte.
Bei einem zwei Tage später vorgenommenen „Bändigungsversuch"
zeigte sich, daß der 6 jährige kleine „Kobold" über ganz erstaunliche
Körperkräfte verfügte. Zwei kräftige, erwachsene Personen — der
Verfasser und Frau F. —. waren nur mit äußerster Anstrengung im
Stande, das Kind auf einer Chaiselongue festzuhalten und seinen
motorischen Widerstand zu brechen. Merkwürdigerweise trat nach dieser
Prozedur eine länger anhaltende, deutliche Beruhigung des Patienten
ein. Das koboldartige Wesen machte einer gesitteteren Form der Idiotie
Platz.
Am Abend des Tages der ersten Konsultation, dem 8. Oktober,
fand ein3 Trancesitzung in der Wohnung eines Kollegen statt, bei der
ich die im Somnambulschlaf befindliche Frau F. aufforderte, mir die
Diagnose bei einem 6 jährigen Knaben zu stellen, der heute nachmittag
in meiner Sprechstunde gewesen sei. Weitere Anhaltspunkte wurden dem
Medium nicht gegeben. Frau F. äußerte sich nun folgendermaßen,
während ich mitschrieb:
*) Anm. Aus drucktechnischen Gründen war es leider nicht
möglich, dieses Protokoll zugleich mit der dazu gehörigen Einleitung
in der vorhergehenden Nummer zum Abdruck zu bringen.
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