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Psvchische Studien. L. Jahrgang. 8. Heft (August 1923).
(Das Protokoll ist bis hierher ungekürzt. Gez.: Unterschriften der
Teilnehmer.)
Die nähereu Details, die das Med. bezüglich der Lebererkrankung
noch gibt — sie definiert es als Leberstein (Steinbildung im Ductus
hepaticas) — können übergangen werden, da sie nicht identifizierbar
sind. Nach Angabe des Herrn Huber soll die Patientin nicht lungenkrank
, sondern nur bronchiaüeidend sein. Ueber die Beinerkrankung
läßt sich genaueres nicht ermitteln. Jedenfalls handelt es sich um eine
Bewegungsstörung als Unfallfolge. Sonstige Erkrankungen bestehen nach
Angabe des Herrn Huber bei der Patientin nicht.
Es handelt sich hier um eine sog. „Blitzdiagnose", die sich auf
Wiedergabe der Lokalisationen beschränkt. Die Sicherheit und Schnelligkeit
, mit der die drei verschiedenen, in keiner Beziehung zueinander
stehenden Krankheitssymptome wiedergegeben werden, ohne daß
etwas übergangen oder etwas dazugetan wird, und ohne daß Zwischenfragen
gestellt werden, ist erstaunlich. Wie weit Telepathie im Spiel
ist, läßt sich nicht feststellen. Dieser Versuch — auch für sich allein
betrachtet — macht jede „Zufallserklärung" zunichte.
11. Versuch, 26. August 1922.
Veranstaltet in Neustadt a. Dosse, in der Wohnung des mir befreundeten
Dr. med. Schink.
Anwesend: Kröner, Frau F., Dr. med. Alders, Neustadt, sowie
dessen Frau und Nichte, Frl. Eva B., Dr. med. Schink, Frau Pastor
Kr. Mogllno.
Pat. (nicht anwesend): Frl. Herma M„ Neustadt, Patientin des
Herrn Dr. Alders. Der Fall ist den Herren Dr. Schink und Dr. Alders
bekannt, Herr Kröner und Frau F. wissen nichts über denselben.
Beginn 9 Uhr abends, Ende 10 Uhr 7 Min. Med vollwach, liegt
mit geschlossenen Augen abseits auf einem Diwan, mehrere Meter von
den Experimentierenden entfernt und ganz im Schatten.
Med. (hüstelt): Ich spür nodh gar nichts richtiges. Weiß gar
nichts. Vorderhand hab' ich bloß immer Durst und so ein trockenes
Gefühl auf der Zunge. Und dann hab' ich uas Bedürfnis, immer zu
schlucken. Mein Kopf ist so unruhig, der geht immer so hin und her.
Ich tühl' mich furchtbar unbehaglich (hustet). Ich kann mir das einfach
gar nicht richtig erklären, was mir ist. Ich such* und such* und
finde keine richtige Krankheitserscheinung. Bloß dieses Durstgefühl
und das Unruhegefühl und dieses Schluckbedürfnis, und dann im
ganzen Körper — außen —, ich wreiß nicht, als ob was an der Hautfunktion
nicht in Ordnung wäre. So unbehaglich. Ob ich Halsschmerzen
hah'? — Also es ist nicht die Lunge. Trotzdem hab' ich das Gefühl,
daß es irgendwie mit der Atmung zusammenhängen muß. Magen,
Leber, Nerven, Blutkreislauf, Herz ist es nicht; Arm und Beine tun
mir auch nicht weh. Immer das Gefühl, ich möchte die Lippen naß
machen. Unbehagengefühl am ganzen Körper, 4aß ich immer wischen
möchte. Es w i r d mir heiß. Also ganz unbestimmte Krankheitserscheinungen
. G?uiz großes Unbehagen, daß man aus der Haut
fahren möchte. Unruhe und Reizgefühl die ganzen Atemwege hinunter
, ohne daß ich auf die Idee komme, es könnte eine Lungentuberkulose
sein.
K r ö n e r: Das sind Fiebererscheinungen!
(Dr. Alders und Kröner ziehen sich ins Nebenzimmer zurück.
Dr. Alders bestätigt die Angaben des Mediums als wesentlich richtig,
worauf dem Medium mitgeteilt wird, es sei auf dem richtigen Wege.)
Dr. Alders: Jedesmal, wenn der Fieberanfall kommt, beginnt es
mit dem Hüsteln, wie Sie e\ schilderten. Dabei besteht eine unangenehme
Hautempfindung.
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