Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
50. Jahrgang.1923
Seite: 406
(PDF, 183 MB)
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406 Psychische Studien. L. Jahrgang. 9. Heft. (September 1923.)

Justinus Kerner scheint mir eigentlich in dieser Hinsieht immer
noch als ein gutes Vorbild dienen zu können.

Interessant ist die methodisch-philosophische Begründung, die
Keyserling diesem Gedanken gibt. Kants erkenntniskritische
These: die Natur ist überall nur aus den Bedingungen ihrer Er-
fahrbarkeit zu verstehen, muß für diesen Fall ins Psychologische
gewendet werden. „Der geistige Organismus des Menschen ist
unter allen Umständen das Erkentitnisinstrutrnent, dessen Eigen«
art bekannt sein muß, ehe der Sinn dessen, was er an Erfahrung
vermittelt, richtig bestimmt werden kann. Was nun von aller
Erfahrung gilt, gilt besonders von solcher, die nur wenige machen
können." Es mag immer nur ein kleiner Teil der Menschen sein»
der okkulte! Erlebnisse hat. Das tut taber nichts. Man muß
nicht selbst erleben, tum zu erkennen. Im Gegenteil. Was man
am »besten kennt, erkennt man häufig am schlechtesten. „Kein
Dichter hat die Abgründe der Seele je so genau bestimmt, wie
dies der modernen Psychologie gelingt." „Der Gesichtspunkt der
wissenschaftlichen Erkenntnis kann, par definition, nur der
des Außenstehendem sein, nur er führt überhaupt zur allgemeinverständlichen
Deutung, zur Hineinbeziehung des neuen in den
allgemeinen Wissenszusammenbang." Das Erleben des Mediums
müßte sich so in unser Wissen umsetzen1, wie die Beobachtungen
des Astronomen, ist erst seine „persönliche Gleichung
" festgestellt, sein Teleskop geprüft, zum Wissen aller
werden. Das Medium ist nur ein Erkenntnis-Instrument, ein
Auffang-Apparat besonderer Art, und erst, wenn der Apparat
(als solcher grünidflich (erforscht! ist, kanjn es) gelingen, seine
Angaben richtig zu deuten. „Es gilt, das eventuell Wirkliche
anderer Sphären mit den Erkenntnismitteln dieser zu verstehen
." Damit ist der Verstand als Ganzes gemeint, nicht etwa
die einzelnen Begriffe, die uns just zur Verfügung stehen. Unser
Begriffssehatz hat sich an der materiellen Welt gebildet; durch
unvoreingenommene Einfühlung in die Welt des geistig Schauenden
müssen uns erst allmählich von selbst die entsprechenden
Begriffe erwachsen.

Nim aber erweitert Keyserling diesen Gedanken: Jeder
Mensch ist in gewissem Sinn ein Medium? ein Uebertragungs-
meehanismus für die geistigen Kräfte, die offenbar im Kosmos
walten. Derf Mechanismus des Okkultisten ist eben nur ein
anderer. Und dieses ist der dritte Punkt, der in der Einstellung
zu ihm berücksichtigt werden sollte. „Es gibt nichts an
sich Normales. Es gibt nur verschiedene Menschentypen, für
die verschiedenes normal ist." Der Hellseher ist ein besonderer
Begabungsträger wie der Musiker oder der Philosoph. Und er
sollte nicht als psychische Abnormität und als minderwertig betrachtet
werden. Wäre, meint Keyserling, diese nüchterne Auf«


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