Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
50. Jahrgang.1923
Seite: 416
(PDF, 183 MB)
Bibliographische Information
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416 Psychische Studien. L. Jahrgang. 9. Heft. (September 1923.)

zu lieben, erreicht die Stufe des Heiligen. Das Wesen der Liebe
jedoch — wir erkennen hier Piatons Eros wieder — besteht in
einer Aufwärtsbewegung von dien niederen zu den höheren
Werten, in einer sohöpferischen Entfaltung immer vollkommener
Wertarten. Wer nämlich einen andern liebt, der erkennt in dem
Geliebten den diesem eigenen höchsten Wert und sucht ihn zu
gestalten. Der Imperativ: „W erde, was du bist!" stellt
diesen höchsten Wert einer Person dar, von Scheler mit dem Wort
„Heil" bezeichnet, vom Grafen Keyserling ,.Sinn" genannt.
(Vgl. meinen Aufsatz ,,Graf Hermann Keyserling und der Okkultismus
" im Augustheft 1921 der „Psych. Stud.") Vervollkommnung
der Persönlichkeit ist somit das Ziel der
Liebe, und wie ich das Heil eines andern in der Freundesliebe
erstrebe, so suche ich in der Selbstliebe mein eigenes Heil zu erfassen
. Beide höchsten Arten der Liebe sind gleichwertig.

Die Arten der Geraeinschaft nun, innerhalb deren
eine Person stehen kann, weisen entsprechend den niederen und
höheren Arten der Liebe (von der geschlechtlichen Leidenschaft
bis zur Liebe zum Heile) ihrerseits wdeder verschiedene Wertstufen
auf. Deren höchste ist die Form der Gesamtperson, die
der Verwirklichung der Kulturwerte und des Heiligen dient (als
ideale Nation und ideale Kirche), und hier ist die sittliche Person
einerseits für sich selbst und ihr Heil verantwortlich, anderseits
aber ebenso für die Handlungen der Gesamtheit mit verantwortlich
. Wir haben hier die höchste soziale Idee, die der Mit-
vjerantwortlichkjetit. Das bekannte Wort: „Liebe erzeugt
Gegenliebe" ist nämlich in vollem Sinne gültig. Je mehr
ein Mensch liebt, desto mehr Gegenliebe erweckt. er, desto höher
wird der Wert der Gemeinschaft, in der er lebt, «ein. Also ist
es Aufgabe eines jeden, durch seine Liebe für möglichste Erhöhung
der Gemeinschaft zu sorgen. Das ist Solidarität
in tiefstem Sinne, das ist P f 1 i c h t in eigentlicher Bedeutung. —

Wie ordnet sich nun ein Mensch mit okkulten Fähigkeiten in
dieses System der Wertethik ein? Offenbar haben wir es beim
Okkultisten mit einer gesteigerten Empfindlichkeit des Gehirns
und des Nervensystems, mit erweiterten Funktionen des Wahrnehmungsvermögens
zu tun. Es handelt sich demnach zunächst
um einen rein biologischen Fortschritt, weshalb die okkulte Befähigung
in das Gebiet der Lebenswerte gehört. Mit Pflicht
hat das vorerst gar nichts zu tun. Es fragt sich jetzt, ob der Besitz
übersinnlicher Kräfte ein edler oder ein gemeiner Wert sei.
Sicherlich ist er nichts Schlechtes, aber ausschlaggebend dafür, ob
jemand als edler Mensch zu bezeichnen sei, dürfte er auch nicht
sein können. Vielmehr werden hier Werte wie Mut, Tapferkeit,
Ausdauer, Schaffensdrang hauptsächlich das Urteil bestimmen
Die Sache bekommt jedoch ein anderes Gesicht, wenn wir von


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