Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
50. Jahrgang.1923
Seite: 418
(PDF, 183 MB)
Bibliographische Information
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418 Psychische Studien. L. Jahrgang. 9. Heft. (September 1923.)

er seinem persönlichen Vorteil in der Welt oder der Arbeil am
Aufstieg der Menschheit dienen" wolle. Soweit Michael Bauer.
Wie verhalten sich nun diese Angaben zu den Forderungen der
Entfaltung des eigenen „Heils" oder „Sinns" und der Mitverantwortlichkeit
für die sittliche Höhe der Gemeinschaft? Auf den
ersten Blick sieht es in der Tat so aus, als ob der Geheimschüler
.an der Vollendung seines Selbst und der Erhöhung der Menschheit
arbeite. Jedoch vergegenwärtigen wir uns einmal, was er m
Wirklichkeit tut. Lange Jahr.e übt er sich in Meditation und Konzentration
, immer mit sich selber beschäftigt, und wenn es ihm
gelungen ist, in höhere geistige Regionen zu gelangen, ein anderes
Selbst zu erzielen, da ist ihm das alte Selbst noch im Wege. Offenbar
hat er seine seelischen Fähigkeiten erweitert und allerlei
Fortschritte erlangt — aber das alte Selbst ist ihm im
Wege ! Was geht daraus hervor? Ganz offensichtlich dies, daß
er der Erfüllung der Forderung: „Werde,* was du bist!" nicht
näher gekommen ist Zwar hat er neues Können sich erworben,
aber die im alten, im normalen Ich angelegten Fähigkeiten auszubilden
, diese Arbeit hat er gar nicht in Angriff genommen. So
kommt es, daß ihm das vernachlässigte, unerfüllte alte loh jetzt
hinderlich ist. Es ist ein Irrtum, daß mit der Erzielung neuer
Fähigkeiten die alten zugleich mit ihre Erlüliung fänden, daß also
Hand in Hand mit psychischem Fortschritt die Vollendung des
Selbst einhergehe. Oder glaubt man, daß jemand, der Anlagen
zur Künstlerschaft besitzt, durch okkultistische Schulung zum
Künstler werde? Nein, der Forderung Schillers: „Es sei jeder
vollendet in sich!" (womit Scheler und Graf Keyserling übereinstimmen
) wird durch Erlangung übersinnlicher Kräfte nicht genügt
. Was nützt die Erkenntnis, daß „die Moralgesetze mit den
Naturgesetzen zusammenhalten," wenn der Grundforderung der
Natur und der Moral — sich selbst zu vollenden — nicht Folge geleistet
wird! Es gilt vielmehr, auf der Stufe des normalen Bewußtseins
den Kern unseres Wesens zu erfassen und es, seinem
„Sinn" entsprechend, zu formen und dann vielleicht, wennnoch
Zeit dazuübrig bleibt, sich erhöhte seelische Funktionen
zu erwerben.

Weiter: wie steht es mit der okkultistischen „Arbeit am Aufstieg
der Welt"? Das Gefühl des Einsseins mit der Welt, erinnernd
an das Allgefühl der Mystiker, ist eben nur ein Gefühl
, d. h. ein bloßes subjektives Erleben. Mag immerhin im
Okkultisten „herzliche Anteilnahme" an den Mitmenschen zu
finden sein, durch bloßes Sich-eins- fühlen mit der Welt wird
noch nichts getan. Und darauf gerade kommt es an: tätige
Liebe allein lindert Not und tröstet und fördert das Heil der
Menschheit, hingegen hilft gefühlsmäßige Teilnahme am Leide
der andern, und mag es noch so intensiv sein, gar nichts. Mögen in


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