Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
50. Jahrgang.1923
Seite: 421
(PDF, 183 MB)
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Kindborg: Das Wesen der Telepathie.

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daß der Draht zur Übertragung von Zug- und Stoßbewegungen
gedient habe. Als Beispiel führe ich einen Versuch an, den ich
vor kurzem auszuführen Gelegenheit hatte. Ich bat, als es mir
unrmöglich war, einer als Versuchsperson dienenden Dame die
von den Anwesenden gestellte Aufgabe zu übermitteln, um einen
Metalldraht. Mit diesem, der etwa 50 cm lang und sehr dünn
war, von Hand zu Hand verbunden, stellte ich mich hinter die
Gedankenempfängerin, die zunächst ratlos asm Schreibtisch saß.
Die Aufgabe war, daß sie die links von ihr im Zimmer befind-
liehe Standuhr aulziehen sollte. Nach einigen Minuten der Konzentration
wandte die Dame langsam den Kopf nach links und
sagte: „Ich hätte jetzt Lust, die Uhr anzuhalten." Der Gegenstand
der Handlung war also, ohne daß eine Ortsbewegung stattgefunden
hätte, richtig erfaßt worden. Die gewünschte Handlung
war allerdings nicht in Aussicht genommen, aber wenn die Dame
den Versuch nicht vorzeitig durch Verkündigung ihrer Absicht
abgebrochen hätte, wäre es vielleicht noch möglich gewesen, sie
durch Gedankenbefehle auf das gewünschte hinzuleiten. Interessant
war auf jeden Fall, daß die Dame nachher hinzusetzte, es
habe sie plötzlich an der Uhr etwas gestört. Und dies war ein
erstmaliger Versuch ohne Übung. Auf Grund solcher und anderer
Erfahrungen, die jedermann in der Lage ist, beliebig vermehren
zu können, bin ich, übereinstimmend mit meinen früheren Arbeiten
, derr Ansicht, daß sich telepathische Beeinflussung ungleich
häufiger erzielen läßt, als gemeinhin angenommen wird.
Ja, ich gehe sogar so weit, anzunehmen, daß auch in den Kontaktversuchen
, wo die Möglichkeit einer Wahrnehmung von
feinten Muskelbewegungen („Muskellesen") vorliegt, auch sehr
viel echte telepathische Wahrnehmung mit unterlaufen mag.

Aber noch mehr, ich bin der Meinung, daß die Telepathie
sogar im gewöhnlichen Leben eine Rolle spielt, und daß Naum
Kotik recht hat, wenn er sagt, daß Ideen nicht nur bildlich in
der Luft liegen." Allerdings ist diese „Zufallstelepathie"
wie ich sie nennen will, bisher immer nur als gewöhnlicher „Zufall
" bestaunt oder belacht worden. Beispiele hierfür kann fast
jeder, der darauf achtet, in seinen Verwandten- und Bekanntenkreisen
finden. In der Literatur, auch in den Psychischen Studien
, sind sie zahlreich. Ich will daher hier nur eine Beobachtung
aus meiner eigenen Erfahrimg hier anführen. Eines Morgens
— es war noch an meinem früheren Wohnsitz Bonn — kam
mir früh bei der Toilette der Gedanke, warum ich jetzt immerfort
den grünen Anzug anziehe, und nicht einlmal einen anderen,
beispielsweise den Marengo-Anzug. Kaum hatte ich das gedacht,
als meime Frau, die im Zimmer neben mir schlief, und das
/meinige an diesem Morgen noch nicht betreten hatte, durch die
angelehnte, mit einem Friesvorhang abgedichtete Tür rief:


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