Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
50. Jahrgang.1923
Seite: 423
(PDF, 183 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1923/0424
Kindborg: Das Wesen der Telepathie

423

gegen wieder von der Telepathie als etwas Erwiesenem und ich
bin überzeugt, daß, wenn sie sich einmal allgemeine Anerkennung
verschafft haben wird, er den berechtigten Hinweis,
schon vor so vielen Jahren die Tatsache erkannt zu haben, nicht
verfehlen wird. Aehnlich unentschlossen ist die Haltung von
Bleuler, der auch schon1 im Jahre 1887 in der „Münchner medizinischen
Wochenschrift" (Nr. 37, Seite 716) telepathische Bild-
Übertragungen veröffentlicht hat, in der neuesten Auflage seines
Werkes „Das autistisch-undisziplinierte Denzen usw." die Telepathie
immer noch als etwas durchaus Zweifelhaftes behandelt.
Die Verdienste der englischen Forschung (Society for Psychical
Research) unfd der französischen (Charles Richet u. a.) sind bekannt
. In der deutschen Literatur sind hauptsächlich die Schrif- *
ten von Tischner und Wasiliewski bekannt geworden, vieler
anderer Mitteilungen nicht zu gedenken. Wenn ich trotz dieser
„Fülle der Gesichte" seinerzeit, angeregt durch die erwähnte
Schrift des russischen Arztes Nauän Kotik die Versuche wieder
aufgenommen habe, so war ich dabei von dem Gedanfeen geleitet,
durch die Einführung neu gewonnener und darum unverdächtiger
Versuchspersonen die Ergebnisse für mich und die Allgemeinheit
sicherzustellen. Nicht aber, wie manche gänzlich unerfahrenen
medizinischen Kritiker angenommen haben, um durch die verhältnismäßig
wenigen Fälle die Tatsächlichkeit der Telepathie zu
beweisen. Indessen stehe ich trotz alledem auf dem Standpunkt,
der ja doch auch sonst in den Experimentalwissenschaften ein»
genommen wird, daß ein positiver Versuch mehr beweist, als noch
so viele negative. Insbesondere halte ich es für falsch, das
Problem der Telepathie rein statistisch lösen zu wollen. Neuerdings
hat Bruck in Berlin telepathische Versuche vorgeführt
(Maiheft der „Ps. Stud." 1923) und wiederum hat die Kritik bei
den untergelaufenen negativen Versuchen eingesetzt. Es wird
dabei immer wieder übersehen, daß die Telepathie nicht ein
physikalisches Experiment, sondern eine menschliche
Leistung ist Noch dazu eine, deren Vorbedingunjgen wir
nicht beherrschen und die unserer Willenseinwirkung zum großen
Teile entzogen ist. Eine solche Leistung, die etwa den sportlichen
Leistungen von Mansch und Tier gleichzusetzen ist, läßt sich aber
nicht jeden Augenblick beliebig reproduzieren. Denn mit demselben
Rechte könnte jemand bezweifeln, daß einem Pferde die
Sprungleistung von über 2 Meter Höhe möglich ist, weil diese
Leistung nicht jederzeit und von jedem Pferde wiederholt werden
kann.

Während also die Telepathie auf der einen Seite immer noch
nach Anerkennung ringt, sind andere Forscher bereits soweit
vorgeschritten, sie als Fehlerquelle bei psychologischen und para-
psychologisehen Versuchen ernstlich in Betracht zu ziehen. So


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1923/0424