Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
50. Jahrgang.1923
Seite: 434
(PDF, 183 MB)
Bibliographische Information
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434 Psychische Studien. L. Jahrgang. 9. Heft. (September 1923.)

Kunstschaffen und mediale Leistung.

(vgl. den Aufsatz in Bs. Stud. 1923, Seite 145).
Von Rechtsanwalt Dr. Pfeiffer (Hirsöhberg).

Daß die Leistungen des Genies nur durch Herüberragen einer
überweltlichen Sphäre in unser Erdenleben zu erklären sind und
daß die Sprache des Künstlers den Atem des Weltgeistes verrät,
ist mir zum ersten Male zur Gewißheit durch das Studium des
Lebens und der Werke eines unserer genialsten Musiker geworden
, nämlich des Wiener Meisters Franz Schubert.

Schubert hat gerade in seinen Jugendjahren mit 17 und 18
Jahren nicht bloß eine ganz erstaunliche Fülle von Kompositionen
geschaffen, sondern es fällt in jene Zeit auch ein großer Teil
gerade seiner vollendetsten Liederwerke. Als 18jähriger Schulgehilfe
verfaßte er in der Freizeit, die ihm sein Beruf ließ, in
einem einzigen Jahre 4 Singspiele, 2 Sinfonien, 2 Messen, 1 Quartett
, 2 Sonaten und 144 Lieder. Unter letzteren befindet sich
sein weltbekanntes „Gretchen am Spinnrad", ein Lied, das in
Melodie, Form, Inhalt, Anschaulichkeit der Darstellung und Tiefe
deii Auffassung etwas so unerhört Neues darstellte und eine
solche Meisterschaft verrät, wie sie selbst Schubert später nicht
mehr beliebig oft erreicht hat. Wie ist es zu erklären, daß der
Komponist, der früher nur Sachen geschaffen hatte, die sich über
die Leistungen eines begabten Musikers nicht sonderlich erhoben
und der bei seiner Jugend unmöglich aus eigener Erfahrung die
in dem Goetheschen Lied zum Ausdruck gebrachten Gedanken
und Gefühle selbst erlebt haben konnte, sich urplötzlich auf die
Höhe der Meisterschaft schwingen und das Iiebeslied des Gret-
chens mit einer Sicherheit und unübertrefflichen Prägnanz des
Ausdrucks in Musik umsetzen konnte? Nur geistiges Schauen
und die Einwirkung eines höheren Wesens kann dieses musikalische
Wunder erklären. In dieselbe Zeit seines künstlerischen
Schaffens fallen unter vielen anderen hochbedeutsamen
Schöpfungen insbesondere auch „Der Wanderer", in dem der
Komponist ebenfalls die Fähigkeit einer unerreichbaren Seelenmalerei
offenbart, der Uhlandsche „Frühlingsglaube", in dem
man die „linden Lüfte" säuseln hört, und vor allem „Der Tod
unld das Mädchen", ein Lied, von dem selbst* der unmusikalischste
Mensch aufs tiefste ergriffen wird, weil in ihm die Schauer und
der beruhigende Friede des Todes in einer einzigartigen Weise
zum Ausdruck kommen. Schuf Schubert im „Gretchen" das
deutsche Kunstlied, so schenkte er uns im nächsten Jahr als Achtzehnjähriger
die erste Ballade, den ebenso berühmten „Erlkönig".
Hierüber erzählt sein Freund J. v. Spann, daß er ihn eines Tages
in der Wohnung angetroffen habe, wie er ganz glühend den Erlkönig
von Goethe laut vor sich hin las. Er ging dann mehrere


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