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Vom Btichertisch
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neue in den Brunnen der Schöpfung hinuntersteigen, um tief unten, an
der letzten Steinplatte, uns die Stirnen wundzustoßen? Was ich in dieser
Nacht gesehen habe, wer wird es mir erklären? — In trägem oder übermütigem
Abkehren Tatsachen zu verkleinern oder gar zu leugnen, die
sind, geht auch heute nicht mehr an. Kein frecher Scherz, keine hochmütige
Kameraderie wird hinwegtun, daß hier eine Revolution unserer
ganzen Irdischheit sich ankündigt, die der Erforschung so leidenschaftlich
bedarf, wie seit Jahrhunderten kein neuer Abschnitt der Biologie!
Welche neuen, bisher nur geahnten Kräfte steigen da aus dem Kosmos
herauf? Was bindet unsere Seele mit dem leiblichen Gefäß zusammen,
wohin stürzen beide in der Stunde des Abschieds? Bis wohin reicht die
formende, schöpferische, gottähnliche Kraft unseres Willens?"
S ü n n e r.
„Erziehung und Bildung". Wissenschaftliche Beilage der „Preuß.
Lehrerzeitung", Halle, Karlstr. 3, enthält in Nr. 7 vom Juli 1923
einen Aufsatz: „Suggestion und Erziehung" von Otto Seeling, Berlin,
der für das Problem der Erziehung durch Suggestion wichtige Gesichtspunkte
bringt. Für die Beeinflussung der Schüler durch den Lehrer oder
der Kinder durch die Eltern redet er der motivierten Suggestion
das Wort in Form \ on Belehrung, Ermahnung, Willensstärkung durch Befehl
in angebrachter Form, schaltet also die Suggestion auf dem Boden
der pathologischen Beeinflußbarkeit (etwa des Arztes in der
Sprechstunde^ aus. Der Verfasser erörtert die Bedeutung der Augen,
das „Festhalten" des Blickes, denn das gute Beispiel allein mache es
nicht, der Erzieher müsse ein Suggestor sein, der geschickt die
Aufnahmebereitschaft des Frziehungsobjektes vorbereite. Bemerkenswert
ist in demselben Heft auch ein Aufsatz: „August Messers pädagogische
Bestrebungen" von Robert Hahn. Der genannte Gießener Philosoph
bringt bekanntlich den Erscheinungen des Mediumismus und der Para-
psychologie lebhaftes Interesse entgegen. (Siehe Maiheft der „Ps. St.")
S ü n n e r.
Vom Büchertisch.
W«*mgartner„ Felix von. Die Büchel „B 6 Yin Rä, „Das Buch vom
Menschen", „Das Buch vom lebendigen Gott", „Das Buch vom
Jenseils". Verlag der weißen Bücher. „Worte des Lebens", „Die
Kunst des Sterbens". Verlag Greiner & Pfeiffer, Stuttgart.
Wiederum ein geistig Großer, einer der genialen Künstler unserer
Tage nimmt in zahlreichen philosophischen Abhandlungen zu den wichtigen
Zeitfragen Stellung. Schon wegen der Persönlichkeit dieses vielseitigen
Meisters werden seine Schriften Aufsehen erregen, die die eigene
Seelentiefe, die Innerlichkeit stärken sollen in unserem chaotischen Zeitalter
. Er will uns hinführen zur Vergöttlichung des bewußten Lebens
durch Hinabsteigen zu Gott, durch tiefstes Hineinhorchen, Sichversenken
in die eigene unfaßbare Tiefe des Innern. Der formende innere Wille,
heraufgeholt aus den Schichten des Unterbewußtseins, sei die treibende
Kraft, dei leitende Strom alles Geschehens, sei der Urgott, der Urgeist,
den die wenigsten kennen, nur manchmal erschauernd fühlen. Der Weg
dahin führt nicht durch gedankliche Schulung, sondern durch vollkommenstes
, durchströmendstes Erschließen des Gefühls. Wer durch Konzentration
seine geistigen Kräfte entwickelt und in die tiefste Tiefe des ruhenden
geistigen Zentrums gelangt, der fühle seine Unsterblichkeit, fürchte
nicht den irdischen Tod, ja, könne mit den Toten verkehren auf geistigem
Wege. Weingartner als philosophischer Prediger unserer Tage! — Es
mehren sich die Zeichen .... S ü n n e r.
Lomer, Dr. Georg. „Ignatius von Loyola." Vom Erotiker zum Heiligen.
Eine historische und pathographische Studie.
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