Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
50. Jahrgang.1923
Seite: 448
(PDF, 183 MB)
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448 Psychische Studien. L. Jahrgang. 9. Heft. ,(September 1923.)

totgeschwiegen oder wenigstens nicht gewürdigt, gerne die Schuld daran
den anderen aufbürden. Was uns Mewes in dem vorliegenden starken
Bande, der von unermüdlichem Fleiße des Verfassers zeugt, bietet, ist
ein leider recht ungeordnetes Gemenge der verschiedenartigsten Dinge:
Periodizität im Weltgeschehen, im Kosmos und im Ablauf der Lebenserscheinungen
; kosmische Zahlen und Pyramidenmystik, molekulare Anziehung
und Gravitation, Relativitätstheorie, Kaiser Wilhelm und Bismarck
, Moses, Paradies und Ophir, Einstein und Spengler, Rassenprobleme
usw. Mewes hat schon 1897 in der ersten Auflage der vorliegenden
Schrift, von Zengers Untersuchungen über die Sonnenflecken
ausgehend einen Zusammenhang zwischen den Kriegs- und Geistesperioden
einerseits und den Wetterperioden anderseits feststellen zu können
geglaubt und in seiner Periodentabelie einen Weltkrieg für die Zieit«
spanne von 1904—1932 vorausgesagt. Derartige Gedanken über Periodizität
des geschichtlichen Geschehens sind ja neueedings durch Stromer
von Reichenbach und Kemmerich wieder aufgegriffen worden, wrenn auch
von einer anderen Seite her, und Mewes setzt sich mit diesen Systemen,
in denen er eine Rechtfertigung der eigenen Annahmen erblickt, auseinander
. Die Strornerschen Gesetze der Weltgeschichte haben nun
seitens der Wissenschaft ebenfalls keine Anerkennung gefunden; diese
hängt von der geschichtsphilosophischen Einstellur g des einzelnen ab.
Daß die Fachhistoriker grundsätzlich von Geschichtsgesetzen nichts
wissen wollen, kann diese Frage natürlich nicht entscheiden. Aber die
Stromersche Methode der Jahreszahlenstatistik in Beziehung auf parallele
Reihen würde ein konstantes Tempo der Entwicklung in der Dynamik
aller besonderen Abläufe voraussetzen lassen, was doch schon sehr
zweifelhaft erscheinen kann. Was nun im besonderen die Darlegungen
von Mewes äußerst wenig vertrauenerweckend erscheinen läßt, das ist die
von ihm festgestellte Harmonie seiner eigenen Ergebnisse mit der völlig
indiskutablen Zahlenmystik, die Fritz Noetling in seinem Werke über
die Cheopspyramide gegeben hat. Es ist eigentümlich, wie Mewes, der
doch offenbar über sehr ausgebreitete Kenntnisse verfügt, und der sich
z. B. gegen Einstein scharf ablehnend verhält — er ist nebenbei gesagt
Antisemit —, in anderen Fällen einen ganz unbegreiflichen Mangel an
Kritik beweist. Noetling hat mit seinem Buch der großen Literatur
über die Pyramidenmystik die Krone aufgesetzt. Es ist hier nicht der Ort,
darauf einzugehen, es sei nur auf die abschließende und hoffentlich wirksame
neue Schrift von L. Borchardt verwiesen *). Jedenfalls hat Mewes
seiner eigenen Theorie einen schlechten Dienst erwiesen, wenn er sie
glaubt, mit Noetling stützen zu können. Nicht minder befremdlich ist
die von Silvio Gesell übernommene und durch zahlreiche Bibelzitate gestützte
Behauptung, daß Moses das Pulver erfunden habe. Ebensogut
könnte Mewes den alten Moses mit H. Plauson als Elektrotechniker feiern.
Solche Dinge, über die der Historiker der Technik nur lächeln kann, sind
wenig geeignet, dem Buch von Mewes bei aller seiner sonstigen Reichhaltigkeit
an beachtenswerten Gedanken ernsthafte Beachtung zu sichern.
Das gleiche gilt von der Behauptung, daß die Phäaken die Magnetnadel
gekannt hätten, oder von der absonderlichen* Idee, das Paradies in
Australien und das biblische Goldland Ophir in Südamerika zu suchen.
Mit der nötigen Kritik gelesen, wird das Buch aber mannigfache Anregung
geben können. Kl.

*) Borchardt „Gegen die Zahlenmystik an der großen Pyramide bei
Gise". Vortrag. Berlin (Behrend & Co.), 1922.


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