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454 Psychische Studien. L. Jahrgang. 9. Heft. .(September 1923.)
bestimmt noch interessante Aufschlüsse bringen über dien Zusammenhang
zwischen Elektrizität und mediumistischen Erscheinungen
. Und darin hat Herr Major Küpper vollkommen
recht, daß zur Klärung all der verworrenen Probleme des Mediumismus
ein gemeinsames Zusammenarbeiten aller Fakultäten
nötig ist und daß es nicht vernünftig wäre, wenn sich eine
einzelne Disziplin die Befugnis anmaßen wollte, die Untersuchung
dieses umfangreichen und vielseitigen Gebietes allein vorwärts
und zu Ende bringen zu könmen.
Ueber medizinisches Fernfühlen,
(Diagnosenstellung durch Hellfühlen.)
Bericht über neuere Versuche mit Frau Elisabeth F.
Von Dr. med. Walther Kröner.
(Fortsetzung.)
Fehldiagnosen.
Ich bin verschiedentlich aufgefordert worden, eine Statistik über
sämtliche von mir veranstalteten Versuche aufzustellen, um den Prozentsalz
der Fehler und Treffer zu konstatieren. Ich muß dies Ansinnen
aus verschiedenen Gründen zurückweisen und bezüglich einer evtl.
Statistik auf die Kontrollsitzungen verweisen, deren Versuche lückenlos
veröffentlicht werden.
Abgesehen davon, daß durchaus nicht von allen Versuchen Protokolle
existieren, wäre eine Statistik doch nur unter gleichzeitiger Veröffentlichung
des gesamten Materials von Belang. Das aber würde bei
den heutigen Verhältnissen selbst den Rahmen eines Buches wesentlich
überschreiten. Ferner gibt es doch nicht nur gelungene und Fehldiagnosen
, sondern es existieren sämtliche Nuancen zwischen restlos
positiven und völlig mißlungenen Versuchen. Die einzelne Diagnose
kann positive und negative Momente aufweisen. Das Positive kann z. B.
auch darin liegen, daß nichts Falsches gesagt wurde, das Negative
kann darin bestehen, daß entweder eine falsche Lokalisation angegeben
wird, odei daß die richtige nicht gefunden wird, oder daß die gefundene
falsch ausgedeutet wird. Die positiven oder negativen Momente können
sich ebensogut auf den parapsychischen als auf den kombinatorischen
Teil des Experiments beziehen. Das Mißlingen eines Versuchs kann
ebensowohl auf ein Versagen der medialen Kraft als auch auf fehlerhafte
Versuchsleitung oder mangelhaften Kontakt zwischen Medium
und Experimentator zurückzuführen sein. Noch größere Schwierigkeiten
verursachen die Dinge, die zwischen Ja und Nfein stehen, die man je
nach Wohl- oder Mißwollen so oder so auslegen und werten kann. Diese
Unzahl von Momenten, die die Statistik berücksichtigen müßte, und die
ganz verschieden zu veranschlagen sind, auf einen gemeinsamen Nenner
zu bringen und zu einer Zensur zusammenzudestillieren, scheint mir —
ein Ding der Unmöglichkeit zu sein. Man könnte ebensogut versuchen,
Goethes Lyrik statistisch zu verarbeiten. Und es gäbe kaum einen
Punkt einer solchen Statistik, über den sich nicht streiten ließe.
Und was würde eine solche Zusammenstellung beweisen: Ob
man bei parapsychischen Versuchen 10 oder 90 Prozent Treffer erzielt,
ist für die Beweisführung irrelevant. Und da die praktische Verwert-
barkeii des medizinischen Hellfühlens nicht zur Diskussion steht, so
spielt der Prozentsatz der Treffsicherheit wirklich keine Rolle. Es
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