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Kröner: Ueber medizinisches Fernfühlen
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des rechten Unterlappens evident. Leib weich, nicht druckempfindlich.
Heute, 24. November, schon Temperaturabfall, auch kein bronchiales
Atemgeräusch mehr. gez.: Paimie.
20. Versuch.
*
Es handelt sich hier um keine Diagnose, sondern um somnambule
Selbstbeschau. Da dieser Versuch der erste war, den ich mit Frau F.
überhaupt anstellte, und ich erst durch ihn auf den Gedanken der
Diagnosenstellung gebracht wurde, sei er als Abschluß meiner Versuchsreihe
mitgeteilt. Interessant ist der enorm leichte Ablauf der Gedanken-
und Phantasietätigkeit, der den Eindruck gesteigerter Intelligenz hervorruft
. Die symbolisierenden Visionen sind hier besonders ausgeprägt.
Das Magnetisieren kannte Frau F. aus Erfahrung, ebenso war ihr der
Begriff des „Nervenpunktes" geläufig, da sie mit Corneliusscher Nerven-
Icnotenmassage behandelt wurde. Verblüffend ist, was sie über den
Nervenkreislauf und die „Schal tslücke" im Nerv sagt, weil es den
Theorien Cornelius' entspricht. Vielleicht spielt Telepathie zum Versuchsleiter
eine Rolle. Im übrigen sind die geäußerten Theorien sehr
anfechtbar.
Bericht.
(Beachte die Abkürzungen: F. gleich Medium, A. gleich Arzt.)
A.: Sie befinden sich jetzt im Innern Ihres Sonnengeflechts. Sie können
sich vorstellen, daß hier gewissermaßen der Zentralpunkt des vegetativen
Lebens ist. Die sympathischen Nerven, die von den großen sympathischen
Ganglien und den beiderseits der Wirbelsäule liegenden Grenzsträngen
aus zu sämtlichen Organen und Zellen hingehen, regulieren
die Lebens- und Stoffwechselvcrgänge des Körpers und machen alle Störungen
und Schwankungen desselben im Krankheitsfalle mit. Deshalb ist
es am besten, wenn Sie sich immer vom sympathischen Nervensystem aus
orientieren.
F.: Ich sehe dies alles ganz deutlich, und ich glaube, ich werde mich
zurechtfinden.
A.: Durch die sympathischen Fasern werden auch Verbindungen der
übrigen Nerven, sowohl der Gefühls- als auch der Bewegungsnerven
untereinander hergestellt.
F.: Ja. ich sehe dies. Die drei Arten von Nerven sind miteinander
verflochten wie ein Zopf.
A.: Können Sie mir nun sagen, wie Ihr Magenleiden entstanden ist?
F.: (auf die linke Bauchseite zeigfend): Hier in meiner Bauchhöhle
läuft ein Nerv. Auf den hat alles, was an körperlichen und seelischen
Schädigungen in den letzten Jahren auf mich eingestürmt ist, verderblich
gewirkt. (In Nabelhöhe zeigend.) Hier ist eine Stelle, wo der Nerv wie
wund, wie ausgehöhlt wurde, und so entstanden schließlich die Magenschmerzen
. Am Magen selber kann ich nichts Krankhaftes sehen.
A.: Es muß sich also um einen Nerven handeln, der zum Magen geht?
F.: Ja, die Magennerven waren krank.
A.: Wo gehen denn die Magennerven hin resp. wo kommen sie her?
F.: Welche gehen zum Sonnengeflecht und welche zum Gehirn durch
das Rückenmark. Das steht alles miteinander wie ein Netzwerk in Verbindung
.
A.: Sie meinen also, daß das Leiden hauptsächlich aus seelischen
Ursachen entstanden ist? Man sollte aber meinen, daß sich diese Schädigungen
im Gehirn abspielten.
F.: Ja, aber von dort aus wurden sie zu den Magennerven, hingeleitet.
A.: War die betreffende Stelle an den Bauchnerven, von der das
Leiden ausgegangen sein soll, ein Nervenpunkt?
F.: Nein. Der Nerv war an dieser Steile wie wund und entzündet;
aber die Magenbeschwerden strahlten später in die verschiedenen Nervenpunkte
im übrigen Körper aus, vor allem in die am Bauch und Rücken.
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