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470 Psychische Studien. L, Jahrgang. 10. Heft. (Oktober 1923.)
Wir werden annehmen dürfen, daß die unangenehmen Geräusche
dm Schornstein und später auf dem Dachboden in der
Tat von einer anderen Ursache herrühren, als die übrigen,
sanfteren Phänomene. Solche unangenehme Kratzgeräusche
sind auch später mehrfach gehört und von den anderen leiseren
Tönen deutlich unterschieden worden. Will man hier eine
ani mistische Erklärung durchführen, «so handelt es sieh um die
Betätigung einer anderen, von einem Medium* ausgehenden Personifikation
als derjenigen Wasilkos. Bei spiritistischer Auffassung
würde es sich neben dem gutartigen Verstorbenen um
das Wirken einer zweiten abgeschiedenen Seele von wilderem
Charakter handeln, die auf den kleinen Wasil einen teuflischen
Eindruck gemacht hat, um so mehr, als er sie mit der allgemein
für den Teufel gehaltenen Katze gleichsetzte. In jedem Fall
sind seitens dieser zweiten Ursache nur physikalische und keine
intelligenten Kundgebungen erfolgt.
Die letzten Mitteilungen dieses denkwürdigen Abends bezogen
sich auf die Frage, wieviel Zeit Wasil brauche, wn vom
Friedhof ins Elternhaus zu fliegen. Antwort: eine halbe Sekunde,
d. h. also wohl, daß er sich sofort vom Friedhof ins Elternhaus
zu versetzen vermöge. Und dann: er könne nicht länger bleiben,
denn der liebe Gott habe ihn gerufen.
Am nächsten Vormittag erfolgte die gewünschte Neuein-
wreihung, und abends bedankte sich Wasil in einer schriftlichen
Kundgebung dafür. Dem weiteren nochmaligen Dank für den
Apfel fügte er die Mitteilung hinzu, daß er sich ihn schon genommen
habe. Man schaute sehr erstaunt in der Kiste nach,
der Apfel war in der Tat verschwunden. Auf mehrmaliges
Fragen, ob er Um wirklich genommen, erfolgte stets die gleiche
bejahende Antwort. Schwester Marie imd die anideren Anwesenden
hörten aber, wie er mit dem Apfel spielte, wie dieser an die
Kiste anschlug und Wasilko ihn in die Höhe zu werfen und wieder
aufzufangen schien! Auf die ausdrückliche Frage der Schwester,
ob er wirklich mit ihm spiele, kam durch Klopfen eine bejahende
Antwort. Er war also offenbar dematerdalisiert, d. h. in einen
für das gewöhnliche menschliche Auge unsichtbaren Aggregat-
zustand übergeführt worden.
Kurze Zeit darauf wurde auf einem besonderen Zettel noch
die Bitte von Waisilko geäußert, ihm irgendeine Birne zu
kaufen. Sie wurde herbeigeschafft und in die Kiste gelegt.
Zum Dank erfolgte ein lustiges Trommeln, und des weiteren erfolgte
dann die schriftliche Bitte, ihm morgen ein Stück Danusia-
Schokolade, oder Chekolade, wie er schrieb, zu kaufen. Er werde
danin dieses zugleich mit der Birne fortnehmen. Die
Dantusia sei allerdings nicht für ihn, sondern für den lieben Gott.
Für diesen müsse er auch den Apfel vorbereiten und könne daher
niaht länger bleiben. Damit verschwand er, noch einige Minuten
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