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472 Psychische Studien. L. Jahrgang. 10, Heft (Oktober 1923.)
leer waren. Offenbar hatte der Geist selbst die Schokolade-
Stückchen weggenommen, denn sonst wäre nicht! die Bedankung
erfolgt.
Zu den Gästen dieses Abends gehörte auch ein römisch-
katholischer Priester, ider Gymnasialkatechet Kosa-
cevsky. Er hat das Bett, auf dem die beiden Knaben lagen,
sehr gründlich bis ziu unterst untersucht, und die Überzeugung
gewonnen, daß die Klopf laute, die er vernahm, auf keinem
Schwindel beruhten. Er hat es dann auch versucht, sich durch
Klopflaute mit der unsichtbaren Intelligenz diu Verbindung zu
setzen, und bejahende Antworten erhalten, als er sie fragte,
ob sie Wasilko sei, ihn kenne, seine verstorbenen Eltern kenne,
sich mit ihnen zu unterhalten vermöge und sie von ihm, ihrem
Sohne, grüßen könne. Was wurde nun aber aus der in
der Kiste zurückgebliebenen Dan u sia Schokolade? Am
nächsten Tage um 4 Uhr nachmittags war das Spukzimmer von
allen Seiten abgesperrt, so daß es niemand betreten konnte,
wie das «dem am Tage zuvor kundgegebenen Wunsche Wasilkos
entsprach. Diese Maßregel erwies sich aber als unnötig, denn
abends kam auf einem Zettel die überraschende Botschaft, in
der sich der Abgeschiedene darüber beklagte, daß ihm die
Schokolade weggenommen worden sei. Man dachte zunächst
an einen, Diebstahl seitens eines der beiden Knaben, aber
es erfolgte dann die weitere Mitteilung, daß sie schon in der
Frühe von dem Hunde Sia aufgefressen worden sei. Sia war
allerdings dahin erzogen worden, Schokolade zu essen. Trotz- .
dem meinte die Schwester halblaut, Wasil wolle wahrscheinlich
den Vetter Wladimir nicht verraten und schiebe deshalb die
Schuld auf den Hund. Aber gegen diese Unterstellung wehrte
er sich auf zwei Zetteln in entschiedener Weise.
Darauf wurde ein neues, in Papier gewickeltes Sohokoladen-
stück und anderes Eßbares in die Kiste gelegt. Auch der
gerade anwesende Sekretär der Bezirkshauptmannschaft, Michael
S c h u s t, überzeugte sich von dem Vorhandensein der Schokolade
in der Kiste. Kaum war sie wieder unter »das Bett gerückt,
so hörte man, wie das Papier der Verpackung wie mit Fingern
zerrissen wurde. Als die Kiste wieder hervorkam, sahen Schusi
und die anderen Anwesenden, als sie das Stuck Schokolade in
ihre Hand nahmen, daß es in der Tat ihres Verpackungspapiers
beraubt war. Der Geist dankte für alles und machte sich
anheischig, es mitzunehmen, teils in der kommenden Nacht,
teils erst am nächsten Abende. Um acht Uhr verabschiedete er
sich bereits. So hatte er es am Tage vorher ai%esagt und auch
bei Beginn der Sitzung durch acht Klopflaute auf die diesbezügliche
Frage des Pfarrers bestätigt.
Eine kleine Episode dieses Abends betraf noch eine gerade
anwesende Frau Durkevic, der der Geist offenbar nicht
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