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Hoffmann: Der Spuk von Brody
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sehr gewogen war. Wasil wurde gefragt, ob er sie kenne. Als
Antwort kam nur ein Trommeln in dem oft gehörten Takt des
Liedes: Wer, wer liebt den, heiligen Nikolaus . . . Auch andere
Weisen wurden noch getrommelt. Und auf die Bitte, für Frau
Durkevic etwas aufzuschreiben, erfolgte nur die strikte Antwort:
Nein.
Am nächsten Abende, Donnerstag, den 30. November,
manifestierte sich der Geist nur kurze Zeit. Die Schokolade
blieb noch in der Kiste. Die schriftlichen Mitteilungen nahmen
noch einmal darauf Bezug, daß er tags zuvor nicht länger bleiben
durfte, denn der liebe Gott habe ihn gerufen. Auch diesmal
müsse er um 8 Uhr schon wieder fort. Darauf wurden die in
der Kiste befindlichen Bücher idurcheinandergeworfen und
vier von ihnen geöffnet. Als die Kiste wieder nach vorn ge*
schaben war, «und man sich die geöffneten! Bücher näher anschauen
konnte, klopfte es bei Licht — eine Seltenheit! —
zweimal. Darauf erfolgte die Mitteilung: „Ich tobe diese Bücher
bereits gelesen, Wasilko", und aus der Kiste flogen zwei Bände
heraus.
An jenem Abende fand sich auch Pfarrer Kosacevsky im
Spukhause ein, aber zu einer Zeit, da nichts zu beobachten war.
Freitag, den 1. Dezembei, dauerte die Anwesenheit Wasils
gleichfalls nur etwa eine (halbe Stunde. Er nahm die Schokolade
fort — am Abend vorher hatte wohl die Kraft dazu nicht mehr
ausgereicht — und sprach schriftlich seinen Dank aus. Seine
Schwester fragte ihn «darauf, ob sie ihm noch etwas in die Kiste
hineinlegen solle, was er durch Klopfen bejahte. Als sie hinausgegangen
wTar, um «das betreffende herbeizuholen, schrieb er in
Gegenwart der übrigen: „Ich weiß, was Du mir schenken willst'*,
und bat, alle Geschenke, die wohl für den bevorstehenden
Nikolaustag bestimmt waren, zusam$men(zulegen. Eine nähere
Bezeichnung der Geschenke erfolgte seinerseits allerdings nicht.
Als alles in die Kiste gelegt war, kam ein zweifacher schriftlicher
Dank.
Die letzten Zettel dieses Abends sind mur teilweise leserlich.
Sie suchen es wohl zu entschuldigen, weshalb er nur bis %8 Uhr
bleiben wollte, statt, wie erwartet, bis acht. Die etwas dlunkle
Begründung lautete: „Wenn bei euch 8 Uhr ist,, ist bei mir halb
acht." Sollte wrohl heißen: „Wenn bei mir 8 Uhr ist, ist bei
euch %8. So hat es tauch der damals anwesende jüdische
Gymnasialprofessor Dr. Nadel verstanden, der sich auch von
der Echtheit der pariaphysischen Klopflaute und der anscheinenden
Eigenbewegung der Kiste überzeugte.
Am nächsten Morgen, als es noch dunkel war, knapp vor
6 Uhr, meldete sich Wasilko wieder und schrieb: „Ich danke
euch für Schokolade und Gebäck." Die betreffenden Sachen
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