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474 Psychische Studien. L. Jahrgang. 10. Heft. (Oktober 1923.)
verschwanden dann wirklich aus der Kiste, bis auf einen
St.-Nikolaus-Pfefferkuchen. Dreiviertel Stunden später, als es
schon hell wurde, meldete er sich dianai wiederum. Die Schwester
und der Bruder Konstantin fragten ihn, ob es auch bei ihm jetzt
Morgen sei. Darauf sahen beide in der Morgenjhelle, wie die
Kiste unter dem Bett hervorgeschoben wurde. Sie enthielt die
bemerkenswerte Erwiderung: „Bei uns gibt es nie eine Nacht/'
(Fortsetzung folgt.)
Zum spiritistischen Identitätsnachweis.
Eine Anregung von Prof. D. Dr. Dennert, Godesberg
An der Identifizierung der etwaigen bei okkulten Phänomenen
mitwirkenden Geister haben nicht nur Spiritisten und Okkultisten,
sondern alle Menschen ein großes Interesse. Ein ruhiger Be*
urteiler kann heute doch nicht timhin, sonst durchgehends hinsichtlich
der spiritistischen Beweise ein „non liquet"! festzustellen.
Wo die Spiritisten nur zu gern und leichtgläubig ihre Geister be
wiesen zu haben glauben, da hat; man ihnen dann doch immer
wieder die Möglichkeit der animistischen Theorie mit Telepathie
und Hellsehen entgegengehalten. So lange dies aber möglich
ist, kann man es keinem wissenschaftlich durchgebildeten und
denkenden Menschen verargen, wenn er der animistischen
Theorie den Vorzjug gibt. Er muß eben einen unzweifelhaften
Tatsaehenbeweis von den Spiritisten verlangen.
Wie schwer nun ein solcher zu führen ist, das liegt auf der
Hand. Es handelt sich dabei darum, eine Kundgebung zu veranlassen
, deren Inhalt sich der Kenntnis anwesender wie auch
abwesender, noch lebender Personen durchaus entzieht. Wie
aber soll man dies erreichen? Wenn man z. B. den Inhalt eines
nur einem Verstorbenen bekannten, von ihm verschlossenen
Sehreibens durch ein Medium wiedergeben läßt, so ist zwar
direkte Telepathie ausgeschlossen; aber es könnte doch ein Gedankenlesen
psychometrischer Art vorliegen, und damit ist die
Geisterhypothese wieder einmal zurückgestellt. Man sieht
gemeiniglich die Kreuz-Korrespondenz als einen unzweifelhaften
Beweis für die spiritistische Anschauung an. M. E. hat aber
Österreich in seiner lesenswerten Schrift „Der Okkultismus
im modernen Weltbild" (Sibyllen-Verlag, Dresden, 2. Aufl. 1923)
klar dargelegt* daß auch dieser Beweis durchaus nicht ein
wirklich unzweifelhafter ist, weil ja doch eine gegenseitige
telepathische Beeinflussung der verschiedenen Medien möglich
ist. Diesen nicht zu einem unzweifelhaften Ergebnis führenden
Versuchen' gegenüber möchte ich nun folgendes vorschlagen:
Bekanntlich hat schon Zolin.er bei seinen Sitzungen mit
Slade Fußabdrücke auf berußten Schiefertafeln erhalten. Nun
ist ein Fingerabdruck mit seinen stets kennzeichnenden Linien
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