Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
50. Jahrgang.1923
Seite: 495
(PDF, 183 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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'Quade: Kleine Mitteilungen über neuere spiritistische Forschungen. 495

Am nächsten Tage, um 8i/2 Uhr, wollte also, wie verabredet,
Frl. V. das „Giüne" dem Geiste vorspiüen. Sie hatte es unter den
alten Noten am Spätnachmittag des Sonntags herausgesucht, es einmal
duichgespielt und auf dem Flügel stehen lassen und den Deckel des
Instruments nicht wieder geschlossen. Mutter und Tochter waren allein
in der Wohnung. Vor 8V0 Uhr sahen sie beide zum Fenster hinaus,
als die Muttei sich von etwas Unsichtbarem berührt fühlte. Die beiden
nahmen dies als Aufforderung zum Spielen. Frl. V. trat an den Flügel.
Da lag auf den Tasten eine langstielige Marguerite. Der Stiel war
trocken, sein unterstes Ende wie ausgedörrt. Im Musikzimmer befand
sich ein Strauß Margueriten in einer mit Wasser gefüllten Vase, von
dem vermutlich die Blume stammte.

Kein Mensch war in der Wohnung, der die Marguerite auf die
Tasten hätte legen können. Will man annehmen, die Mutter hätte
sich diesen Scherz geleistet — die starke Austrocknung des Stieles
bliebe auch dann unerklärt —, so kann man es. Für solche Zweifler
sind nur Sitzungen mit Kontrollmaßnahmen beweisend, niemals spontane
Phänomene. Da aber solche Sitzungen in großer Zahl mit besten
Erfolgen mit Frau V. angestellt sind (vgl. Dr. Schwab: Teleplasma
und Telekinese, Ergebnisse meiner zweijähriger Experimentalsitzungen
mit dem Berliner Medium Marie Vollhart), wird man auch die beschriebenen
Begebnisse für tatsächlich halten dürfen. Apport und Berührung)
hatten die beiden Damen schon etwas nervös gemacht. Frl. V. setzte
sich nun an den Flügel und begann zu spielen, während die Mutter auf
einem Stuhle in der Nähe des Flügels, etwa zwei Meter von der
geschlossenen Wohnzimmertür entfernt, Platz nahm. Plötzlich ging während
des Spiels die Klinke dieser Tür herunter, was Frau Vollhart
beobachten konnte, die Tür wurde ein wenig geöffnet, und gleich danach
ertönten 4 oder 5 deutlich vernehmbare Klopftöne im Flügel.
Als Frl. V. das C/apriccio beendet hatte, war es, als ob jemand mit
leichter Hand noch über die Saiten des Flügels striche. Nun war es
mit der Fassung von Frl. V. zu Ende, sie bekam einen Nervenchok,
von dem sie sich erst im Verlaufe von einigen Stunden erholte.

Einige Tage später ertönten, als Familie V. mit Bekannten bei
-einer Abendunterhaltung um den Tisch saß, Klopflaute in diesem.
Auf Anfrage meldete sich Ernst Schumann. Er buchstabierte die
Worte: „Es war wunderschön. Nicht aufregen! Komme so bald nicht
wiedei.'* Sch. hat sich seither nicht wieder gemeldet.

Frl. V. empfindet zwar gewisse odische Strömungen, erlebt aber
für sich allein nie physikalische oder telepathische Phänomene sowie
Klopflaute. Das Medium ist zweifellos die Mutter. Willkürliche Ge-
dankenüberti agungsexperimente zwischen Mutter und Tochter verliefen
stets ei folglos.

Der Animist muß zur Erklärung des Falles Schumann also folgendes
annehmen: Aus unbekannten Gründen kommt das Unterbewußtsein
Frau V.s drei Jahre nach dem Tode des ihr ziemlich fernstehenden
Ernst Schumanns auf die Idee, diesen zu personifizieren und durch Klopftöne
eines Nachts anzumelden. Todesjahr und Geschwisterzahl weiß
es kryptomnestisch, bittet, unter Einfühlung in die Rolle des Ernst
Schumann auch um Vorspielen eines Klavierstückes. Aber die Bezeichnungen
das „Grüne" und „Gummifinger"? Hat der Animist erst
das Unterbewußte, das große X, das Unbekannte, an dem sich so gut
alles Unerklärliche unterbringen läßt, für die merkwürdige Namhaft-
machung des Ernst Schumann bemüht, so kommt er jetzt mit seinem
zweiten Hilfsmittel, der Telepathie. Obwohl derartige Vorgänge niemals
zwischen Mutler und Tochter nachgewiesen worden sind, nimmt er sie
doch für einen so subtilen Vorgang an, als es das Ablesen aller
unteibewußten Assoziationen sein müßte, die beim Hören des Namens
Ernst Schumann im Gedächtnis der Tochter zu leiser Belebung kommen


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