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Hoffmann: Der Spuk von Brody. 505
wesenden mitgesungen wurde. Sirko fragte dann den Geist, ob
er) seinen vor fünf Jahren verstorbenen Vater kenne. Durch
einmaliges Klopfen erfolgte bejahende Antwort, ebenso auf die
zweite Frage, ob er wisse, wo sich der Vater befinde. Darauf
wurde die Kiste von selbst unter dem Bett hervorgeschoben, und
man legte einen unbeschriebenen Papierstreifen hinein. Die
Kiste kehrt wieder an ihre frühere Stelle zurück. Papierrascheln
wird gehört. Nach einer gewissen Zeit kommt sie wieder zum
Vorschein und auf dem vorher unbeschriebenen Streifen liest
man die Worte: „Ihr Vater ist mit mir zusammen." Durch Klopflaute
erhielt der Sohn dann noch die Mitteilung, daß es dem
Vater gut gehe, und Wasilko ihm einen! Gruß übermitteln könne.
An diesem Abende ging es mit der Kiste unter dem Bett sehr
lebhaft zu. Ein recht intensives, unangenehmes Reiben,
Schlagen und Kratzen machte sich bemerkbar, das den Anwesenden
stark auf die Nerven fiel. Zwei Äpfel, die in die Kiste
gelegt waren, eine Spielkarte und verschiedene Bücher
flogen aus ihr heraus. Kosacevsky wurde dabei am Knie getroffen
. Seine Frage: „Seele, was wünschest du?" blieb unbeantwortet
. Nach einer Weile ertönte aber wieder das sa n f t e,
für W^asilko kennzeichnende Pochen, und mit ihm gelang
wieder eine Verständigung. U. a. bejahte er die Frage, ob er
bei der Messe zugegen gewesen, die Kosacevsky an demselb3ii
Tage für ihn- gelesen hatte, wie am Dienstag vorher verabredet
worden war. Zachara, der Gendarmerieposten-Kommandant,
fragte ihn, ob er wisse, daß er ein Stück Danusiaschoko-
1 a d e sowie einen Apfel für ihn mitgebracht und in die Kiste gelegt
habe. Als darauf wieder eine bejahende Antwort erfolgte,
bat Zachara, ihm etwas aufzuschreiben. Darauf erfolgte ~
wieder war das Ergreifen des Papieres und des Bleistiftes hörbar
— zu aller Staunen ein freundlicher Dank in polnischer
Sprache, was Zachara wohl mit Recht als eine besondere Rücksicht
auf seine Person betrachtete, da er die ukrainisch-russische
Schrift nicht lesen konnte. Auf der gleichen Karte erfolgte dann
später noch eine weitere polnische Niederschrift, in welcher auf
die Frage Zacharas nach dem Schicksal seines verstorbenen
Vaters in der jenseitigen Welt, ganz ähnlich wie Sirko gegenüber
, die Antwort erfolgte: „Der Vater des Herrn ist mit mir."
Eine weitere Verständigung mit Wasilko wurde jedoch durch
das erneute Auftreten der andern unbekannten Kraft unterbrochen
, sofern wiederum, zum dritten Male an diesem
Abende, das fürchterliche, stark durchdringende Kratzen erfolgte
. Man wollte rasch Licht anzünden, aber der temperamentvolle
Kosacevsky beschwor die Buße tuende, unreine Seele
im Namen Christi, sich zu entfernen. Das half, und wieder karrt
das angenehme Klopfen Wasilkos. Auf Kosacevskys Fragen erfolgte
durch Klopf laute die Antwort, daß jener Seele nicht zu
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