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528 Psychische Studien. L. Jahrgang. 11. Heft. (November 1923.)
Mied.- Es ist so komisch, ich kann's mit keinem Namen nennen.
Ich spüre es im Körper so . . . (demonstriert an San.-Rat Bruck zwischen
Nacken und Lendenwirbelsäule und taumelt).
'Bruck: Soll ich Ihnen sagen, ob es sich um ein Exemplar männlichen
oder weiblichen Geschlechts handelt?
M cc\: Nach meinem Empfinden müßte es ... . Ich will erst mal
selbst sehen. »
Bruck: Wenn Sic es nicht selber sehen, will ich es Ihnen sagen.
Med.: Ich will es erst mal selbst versuchen. Mein erster Gedanke
war, daß es sich um eine Person männlichen Geschlechts handelte.
Bruck: Und daran hallen Sie fest! Soll ich Ihnen sagen, in welchem
Alter sich die Person befindet?
Miöid.: Es ist ein Knabe von etwa 12 bis 13 Jahren.
Bruck: Haben Sie das Gefühl, daß dieser 13 jährige Knabe sehr
schwer krank ist daß ich ihn ambulant behandele, oder daß ich zu»
ihm hingehe? v
Med.: Ich habe das Gefühl, daß er recht krank ist. Es ist eine
Sache, die sehr ernst /u nehmen ist, nicht etwa ein verdorbener Magen
oder so etwas Aehnliches.
Ktöner bittet, sich kurz zu fassen.
Med.: Ich habe, wie gesagt das GjejfülhJL daß es slc'i um eiinef
durchaus ernst zu nehmende Sache handelt, die — welnn sie nicht zu
beseitigen ist — große Weiterungen mit sich bringen kann.
Bruck: Gehen Sie noch einmal sämtliche Körperregionen duich.
Fenken Sie an Kopf, Rumpf, Extremitäten, Arme und Beine.
M e d.: Ich habe das Gefühl, daß es eine Krankheit ist, die mit
den Extremitäten in Verbindung stehen muß.
Bruck: An welche Extremitäten würden Sie denken, an Anne
oder Beine?
Med.: Kurz heraus gesagt, an die Beine. Ich weliß aber nicht,
ich spüre es 'überall. Ich werde jetzt aufstehen und zu gehen versuchen
(steht auf und gtht). Ich spüre jetzt hier etwas (deutet auf den rechten
Arm).
Bruck: In welcher Gegend und an welcher Stelle?
Med.: Es liegt zwischen Ellbogen und Handgelenk. Es liegt innen,
nicht außen. Ein Ausschlag ist es nicht (macht zuckende Bewegungen).
Es ist hier kaput (z^igt auf die Stelle oberhalb des Handgelenks).
Bruck: Was Sie /ueist gefühlt haben, lassen Sie das frei oder
spüren Sie noch etwas?
Med.: Ich will mal nachsehen. Ich will mich mal äußern, wie ich
es empfinde. Ich habe das Gefühl, daß es sich um einen sehr unruhigen
Jungen handelt, der sehr nervös ist (macht schüttelnde und zuckende Be-
w egungen). Und dann kommt wieder dieses Gefühl der Uebelkeit.
Bruck: Es liegt eine Querfraktur des rechten Unterarmes bei
einem 13 jährigen, sehr nervösen Schüler vor.
2. Versuc a.
Nahdiagnose: Herr Münk, Frau F.
M u n k bittet, an seinem Körper einen Defekt festzustellen.
Med. (nach einer Pause): Sie müssen etwas am Herzen haben.
Ich habe ein wahnsinniges Herzklopfen. Sie müssen sehr nervös sein.
Meine Nerven gehen so . . . (klopft mit den Händen schnell aufeinander
). Greifen Sie mal nach dem Puls.
Kroner fühlt den Puls und stellt Herznervosität fest.
|Med.: Es handelt sich hier um die Nerven. An» \,der Lunge bemerke
ich nichts. Weiterhin spüre ich immer hier etwas (deutet auf
den Hals). Mein2 Nerven sind unruhig (schluckt krampfhaft). Es stört
mich hier etwas, mehr links am Halse. Und dann geht es hier weiter
(Gegend des linken Schlüsselbeins). Es hängt mit den Nerven zu-
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