Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
50. Jahrgang.1923
Seite: 534
(PDF, 183 MB)
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534 Psychische Studien. L. Jahrgang. 11. Heft. (November 1923.)

Hellsichtigkeit. Die Hellseher sehen nicht nur im Dunkeln, senen
ferne Orte, mikroskopisch kleine Objekte, Dinge in verschlossenen Behältern
, also Gegenstände dieser physischen Welt, sie nehmen auch Gestalten
und Bildungen feinstofflicher Materie wahr, die Fluidale Lebender
, für Nichtsensitive unsichtbare teleplastische Bildungen, Leuchterschei-
nungen und die Geistgestalten Verstorbener sowie Landschaften und
Nachbildungen von Situationen, die angeblich durch Einflüsse intelligenter
Wesenheiten in feinstofflicher Materie vor ihre Augen hingestellt
werden. 1

N Die Animisten erkennen die Tatsachlichkek dieser Fähigkeit an;
aber, während sie bei der Konstatierung des Fluidals Lebender
, wenn auch widerwillig, die Tatsächlichkeit der Existenz eines im
Räume vorhandenen feinstofflichen Gebildes zugeben müssen, das von.
den Hellsichtigen gesehen und beschrieben wird.*) So erklären sie im
Gegensatz dazu die Beobachtungen sogenannter Phantome V erstorbener
für einen zunächst nur halluzinatorischen, also rein subjektiven
Vorgang, dem zunächst nur eine Fernwahrnehmung im Gehirn des
Mediums, nicht eine Erscheinung im Räume zugrunde liegt. Allenfalls
kann dann das durch solche rein psychischen Einflüsse beeindruckte
Medium ideoplastisch ein Bild schaffen und dies in feinstofflicher Materie
räch außen projizieren.

Nehmen wir einmal an, es wäre so: Was hätte Frau Oberstleutnant
Schreiber veranlassen sollen, die Schwester des Großvaters von Herrn
Oberst Kell innerlich zu sehen? Herr Oberst Kell kannte die Großtante
nicht, wußte überhaupt nichts \on ihrer Existenz. Aus seinem Unterbewußtsein
konnte sie die Vorste^ung nicht entnehmen. Da die Gestalt
auftiat, noch bevor Frau Oberstleutnant Schreiber mit Herrn Obcist
Kell ein Wort gewechselt hatte, so wäre — selbst wenn Herr Kell von
jener längst verstorbenen Tante etwas gewußt hätte — eine der-
aitige Spontantelepathie an sich schon merkwürdig genug gewesen. Aber
selbst diese theoretische Möglichkeit muß wegen Oberst K.s Nichtwissen
von der Existenz der Verstorbenen von vornherein ausgeschlossen werden.

Nan hat nach Prof. Konstantin Oesterreichs und anderer Animisten,
z. B. Eduaid von Hartmanns, Anschauung die Seele des Psychomoters
Anschluß an das All wissen, das kosmische Bewußtsein. M. E. eine
Verlegenheitshypothese gegenüber dem Spiritismus, die sehr wenig stichhaltig
erscheint; denn sehr viele Dinge bekommen die Psychometer nicht
heraus, so sehi sie sich bemühen. Sie müssen anscheinend irgendwelche
Hilfsmittel, Anknüpfungspunkte, Wegweiser haben, um in dem Gedächtnis
der Vergangenheit, der Akashachronik der Theosophen, zu lesen, und
vei sagen in der Regel, wo dieselben fehlen.

Wie ei klärt es sich aber, wenn eine nach der Allwissenheitshypothese
auf psychometrischem Wege erzeugbare Halluzination, wie hier die
Vision einer seit fast ioo Jahren verstorbenen Großtante plötzlich eine
Art Eigenleben gewinnt, selbständig und aktiv wird, z. B. ihren Trager
dazu diängt, lebende Verwandte zu besuchen! Wenn ferner die Vision,,
als Kusine des Vaters angesprochen, eine Berichtigung bringt, sich
als eine den Lebenden unbekannte Schwester des Großvaters von
Oberst K bezeichnet, sich als Schutzgeist des Urgroßneffen ausgibt
und die Familie in Zukunft berät?

Auch hiei wird wieder alles viel klarer und einfacher, wenn wir
die Phänomene als das hinnehmen, als was sie sich darstellen, als Einwirkungen
Verstorbener in unsere Welt. Verstorbene nehmen nach
spiritistischen Erfahrungen an Verwandten oft regen Anteil, suchen sie
gedanklich zum Guten zu beeinflussen. So dürfen wir hier vermuten,
daß Tante Minchen am Schicksal ihres Großneffen und seiner Familie
teilnimmt und sich öfter in deren Nähe aufhält.

*) Man denke an Grunewalds Registrierungen, die eine Bestätigung
der Angaben Johannsens über die Bewegungen der Fluidalgestalte»
ei gaben.


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