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538 Psychische Studien. L. Jahrgang. 12. Heft. (Dezember 1923.)
Parapsydhologie.
An das Ende der eigentlichen Psychologik, der Ordmings-
lehre vom Seelischen, gehört nun aber noch die kurze Erörterung
gewisser Dinge, die wir nicht mehr umhin können,
für „Tatsachen4* allgemeiner Art, besser: für gesetzeshafte
Tatsachen, zu halten trotz aller Ablehnung, die sie noch
immer von den Vorsichtigen, die hier eben wohl die Allzu-
„vorsiclitigen" sind, erfahren.
Ich denke hier an das, was man, unter Vermeidung des
irreführenden Wortes „Okkultismus'', neuerdings als Para-
oder Metapsychologie zu bezeichnen pflegt1).
Die größten Verdienste haben hier die Mitglieder der
britischen Society for Psychical Research2), unter Deutschen
haben sich Schrenck-Notzing, Tischner, Wasie-
lewski, Grunewald u. a. durch ihren geistigen Mut
und ihre Kritik Anspruch auf hohe , Achtung erworben.
Oesterreich3) und Tischner4) verdanken wir gute
kurze Gesamtdarstellungen.
Es handelt sich zunächst um drei verschiedene Gruppen
von Tatsachen, die alle drei, was wichtig ist anzumerken,
sowohl im somnambulen als auch im inormalwachen Zustande
auftreten können, also nicht etwa an den somnambulen
festgebunden sind5).
Beziehungen des bewußten Habens zwischen Ichen und
rein naturwirklichen gegenständlichen Zuständen ohne die
normale Vermittlung der Sinne.
Beziehungen der Willensbeeinflussung naturwirklicher
Gegenstände seitens psychophysischer Personen ohne Verwendung
der für die normale Handlung in Frage kommenden
Leibesorgane.
*) Die Angelsachsen sagen „Psychical researeh*, im Unterschied von
„Psychological Research", die Franzosen „Sciences psychiques".
*) Die wertvollen Veröffentliohungen dieser Gesellschaft sind in Deutschland
durchaus nicht nach Gebühr bekannt. Ich nenne daher einige von
ihnen; das Organ, auf das ich mich beziehe, sind die Proceedings of the
Society for Psychical Research.
Zu Gedankenlesen, spontaner Telepathie, „Cröß-Correspondecce" usw.:
Vol. 13 (Hodgson), Vol. 14 (Podmore), Vol. 17 (Mrs. Verrall, Car-
rington und Podmore). Vol. 20 (Mrs. Verrall), Vol. 21 (Johnson),
Vol. 23 (James), Vol. 25 (Baliour uud Johnson), Vol. 28 (Mrs Sidg-
wick), Vol. 29 (Lodge und Balfour), Vol. 30 (Barrett).
Experimentelle Telepathie: Vol. 21 und 27 (Milett und Ramsden).
Ueber Eusapia Palladino; VoL 23.
Ueber Levitation: Vol. 30 (Smith).
Die Autornamen der wichtigsten Arbeiten, mit denen der Leser
beginnen möge, sind gesperrt gedruckt. S. a. Podmore, Studies in
Psych. Researches.; J. A. Hill, New Evidenees in P. R. usw.
*) Der Okkultismus im moderneu "Weltbild.
4) Einführung in den Okkultistismus und Spiritismus. Hier und bei
Oesterreich weitere Literatur.
6) Sogenannte „Medien" sind sogar oft durchaus nicht hypnotisierbar.
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