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v. Schrenek-Notzmgi: Ordnungsl-dire von Hans Driesch. 543
ordnungshaften Ermittlungen vorliegt, alle weitere hypothetische
und ausdeutende Erörterung, wie gesagt, der
Metaphysik überlassend.
Beim Hellsehen handelt es sich, naturtheoretisch ge-
sprochen, um eine Affektion von Entelechie durch Naturdinghaftes
, welcher Affektion eine Zustandsänderung in
der Seele parallel korrespondiert, die sich ihrerseits wiederum
in bewußten) Haben ausdrückt. Alles ist also ganz wie bei
der Wahrnehmung, ja, das Hellsehen ist „Wahrneh-
nehmung", nur nicht auf den längst bekannten Wegen. Hier
könnte man wohl sogar mit den so beliebten „Strahlungen"
in irgendeiner Form auskommen, wenn auch nur im Sinne
gewisser unserer früheren Erörterungen13).
Alle Materialisationen, das Wort im weitesten
Sinne genommen, sind, ganz wie das Hellsehen, im tiefsten
und letzten Sinne auch „nichts Neues", wenigstens für
den, der die mechanische Auflösbarkeit schon der alltäglichen
Lebensvorgänge leugnet. Bei Formgestaltung, Anpassung
, Handlung usw. wirkt Entelechie in das Materielle
hinein; sie ist das eine, die Materie das andere. Ganz ebenso
bei den „paraphysischen4* Geschehnissen. Man wird nun
freilich sagen, bei den normalen Vitalphänomenen beeinflußte
Entelechie, wie die materielle Kontinuität des Lebens
zeige, doch immer dieselbe, nun einmal von Urzeiten her
in Kontinuität von ihr gleichsam kontrollierte Materie. Das
wäre aber gar nicht zutreffend, denn im assimilativen
Stoffwechsel wird fortwährend neue Materie in die entele-
chiale Kontrolle einbezogen. Bei den paraphysischen im Vergleich
zu den normal-vitalen Geschehnissen handelt es sich
also nur um — Distanzunterschiede, soweit das unter die
Herrschaft von Entelechie gelangende Physische in Frage
kommt. Für den Vitalisten müssen also im Grunde alle
Restitutionsvorgänge, alle menschlichen Handlungen, sobald
auf das eigentlich letzte, als etwa die unmittelbare Beeinflussung
der motorischen Hirnteile durch das Psychoid
geblick* wird, ganz ebenso als „paraphysisch" gelten wie
etwa Schnencks Materialisationen, nur daß hier die unmittelbare
Aktion des Psychoids sozusagen einen weiteren
Radius hat. Ob ein Psychoid unmittelbar, im Sinne der
paraphysischen Geschehnisse, eine „teleplastische" Hand
formt oder ob ein Bildhauer eine massive Hand aus Ton
formt, das kommt also im tiefsten Grunde auf dasselbe
hinaus, nur daß für das zweite viel mehr materielle Mitglieder
erforderlich sind.
Sehr bedeutsam ist es, daß alle Materialisationen, seien
sie bloße Fäden oder Träger oder echte Formen, stets vom
18) S. o. S. 231. Hier galt uns „Strahl* eis geometrischer Ort möglichen
Geschehens".
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