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Peter: Die psychische Photographie
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Crew-Zirkel nun beschäftigt sich seit mehreren Jahren mit
derartigen photographischen Studien. Anfangs wetteiferten
Kritik und Skeptik, die erhaltenen Resultate als Betrügereien
und Täuschungen zu erklären, allein in jüngster Zeit sind
Versuche bekannt geworden, die ein zu rasches Urteil nach
jener Richtung hin nicht mehr gerechtfertigt erscheinen
lassen. Man hat die genannten Medien unter Bedingungen
gestellt, unter denen ein Betrug kaum mehr möglich war.
Die Experimentatoren sind erfahrene Photographen und mit
den Tricks, mit denen man sog. Geisterphotographien erzielt,
wohl vertraut. Sie benützten ihre eigenen Kameras, von ihnen
selbst beschaffte und gezeichnete Platten, nahmen alle Manipulationen
des photographischen Prozesses selbst vor, ließen
das Medium nicht eine .Sekunde aus den Augen, und trotz
alledem erschienen auf den Platten „Extras"! Unter diesen
„Extras" waren wiederholt Bilder von verstorbenen Personen
,, die erkannt wurden, meistens Angehörige der zur
Aufnahme sitzenden Person.
Es ist kaum mehr ein Zweifel möglich, daß es sich hier
um eine besondere Mediumschaft handelt, die allerdings
außerordentlich selten zu sein scheint, denn gegenwärtig
sind in der Tat in Europa nur die drei genannten Medien
bekannt. Wenn es so einfach wäre, das Phänomen vorzutäuschen
, wie es die Skeptiker darstellen, dann wäre die
Zahl der als Medien für Spiritphotographie auftretenden In-
dividuen sicher größer.
Wie sehr sich die Experimentierenden der Gefahr bewußt
sind, Opfer eines geschickten Betruges zu werden, und wie
sehr sie anderseits bemüht sind, ohne Vorurteil, aber mit
wissenschaftlicher Exaktheit die Phänomene zu prüfen, mag
aus folgendem Bericht Malcolm Birds (in „Scientific
American") entnommen werden:
Malcolm Bird* hatte selbst im Crew-Zirkel einer Sitzung
angewohnt mit den Medien Hope und Bouxton. Alle
Vorsichtsmaßregeln waren getroffen. Man operierte mit zwei
Platten. Die erste Platte ergab kein ^Extra*', aber auf der
zweiten konnte man zwei psychische Bilder sehen. ,,Diese
Platte", sagt Bird, „ist entweder das ^wirkliche Resultat
eines psychischen Phänomens oder eines Betruges. Nimmt
man Betrug an, dann muß man eine plausible Erklärung
des angewandten Tricks geben. Das Negativ trägt meine
Signatur: folglich ist die Hypothese eines Austausches der
Platten nicht annehmbar. Wenn man behauptet, daß ich den
Apparat nicht genügend untersucht habe, dann muß man
erklären, wie es geschehen konnte, daß die Photographie
Sir Arth. Conan Doyles (der mich begleitete) und die
meine so glücklich neben das „Extra" gekommen sind.
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