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Hänig: Bemerkungen zu demAufsatz von F. Albert; Okkultismus usw. 553
Es wird noch ein weiter Weg zurückzulegen sein bis
zur Entscheidung, welche der beiden Hypothesen den Tatsachen
entspricht. Immer wieder tritt uns die schwer zu
lösende Frage entgegen, wo die Grenzen der Fähigkeiten
„des Unterbewußtseins" liegen.
Billige Bemerkungen zu dem Aufsatz von F. Albert:
Okkultismus und Wertethik.
Von H. Hänig (Würzen).
In der Abhandlung: „Okkultismus und Wertethik*' berührt Herr
Dr. Albert einige Fragen, die gerade heute im Vordergrund des
Interesses stehen und daher einer allgemeinen Erörterung wert
sind. Erfreulieh scheint mir, daß das Problem des Okkultismus
hier von einer Seite aufgefaßt wird, die mir höher zu stehen
scheint, als die |et2,t so beliebt gewordene biologische und physikalische
. Vermag letztere (Mediumismus, Teleplastik usw.) das
Problem doch nur bis zu einem gewissen Grade (innerhalb der
Sinneswelt) zur Lösung zu bringen, während der esoterische
Okkultismus an die Wurzel der Sache selbst heran und damit ins
Transzendente hineinföhrt.
Alberts Urteil gründet sich vorzugsweise auf das bekannte Reisetagebuch
eines Philosophen von Graf Keyserling, der u. a. auf
Grunid eigener Erlebnisse auch die indische Mystik geschildert
hat. Dabei ist er allerdings in dem Buch auch stehen geblieben:
Die abendländische hat er nicht in den Bereich seiner Betrachtungen
gezogen. Somit ist auch sein Urteil über diese ganze Bewegung
einseitig geblieben, wie ihm auch von anderer Seite
nachgewiesen worden ist. überblickt man heute etwa vergleichsweise
die Mystik aller Völker (Mystik hier im Sinne des Zieles
gebraucht, dem auch die Theosophie zustrebt), so muß man zu
dem Ergebnis kommen, daß sie keineswegs beabsichtigt, den
Menschen, ohne daß er dabei zur Erfüllung seiner im normalen
Feh angelegten Fähigkeiten käme, über die Sinneswelt hinauszuheben
. Dias paßt zwar für den indischen Jogi, der die WeH
und damit auch sich als Glied dieser verneint, aber nicht für den
Heiligen des Mittelalters oder etwa einen amerikanischen Denker
wie W. Trine. Unter den Heiligen des Mittelalters hat es nicht
nur Künstler gegeben wie Fr. v. Assisi (Dichtung), Fra Angelico
(Malerei), sondern sie sind auch in die Welt (hinausgegangen, um
sich in ihrer Liebestätigkeit aaswirken zu können; man denke
an Ignaz von Loyola und seine Schüler, die bis zur völligen Selbstüberwindung
(Aussaugen von Pestbeulen) Krankenpflege ausübten
, Fr. von Assisi, der für seine Mitmenschen das Letzte hin-
gab, Katharina von Siena, die in praktischer Liebestätigkeit auf-
ging und sogar in die damalige Politik eingriff und viele andere,
letzteres gehört allerdings bereits schon der Esoterik an, die eine
solche Handlungsweise, die über das eigene Tch hinausgehend
3?
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