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Vom Büchertisch
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Vom Büchertisch.
Perutz, Leo. Der Meister des jüngsten Tages. Verlag Albert
Langen, München. Grundpreis 4 Mark.
Nach diesem neuen und spannenden Buch des bekannten Erzählers
hat auch die Kritik Perutz einen Meister des Grauens g*enannt. Die Welt
dieses Buches ist seltsam genug, es spukt und geistert in ihr und Unerwartetes
tind immer Ueberraschenderes reißt den Leser in atemlosem
Wettlauf in einen wahren Hexenkessel grauenhaften Geschehens.
Der plötzliche und unter seltsamen Umständen erfolgte Tod eines Hof-
schauspielers erregt großes Aufsehen, und bei dem Nachforschen seiner
Freunde nach der Ursache des Rätsels entstehen immer neue, da noch
mehr Menschen dieses Kreises höchst rätselhaft dahinsterben, und immer
ungeklärt die Frage bleibt: Mord oder Selbstmord? Und wenn letzteres:
Aus welchem nur möglichen Grunde? — da rein gar nichts denselben erkennen
läßt! — Ganz zum Schluß enthüllt sich das geheimnisvolle
Dunkel, in einem alten Folianten, einem dicken Monstrum von Kuriosität
, das man bei einem merkwürdigen Kunsthändler höchst eigenartigerweise
entdeckt Darin steht die Geschichte des „Meisters vom jüngsten
Tage", eines so benannten Malers aus Florenz um 1520, mit der
Angabe eines bösen Räucherwerks aus Spezereien und Kräutern, dessen
Rauch die Sinne verwirrte, und mit rasend tollem Wirbel der Gesichte
einen jeden erfüllte, der sich vermaß, das Experiment an sich zu erproben
. Der Meister selbst entging dem Tode, aber er verfiel —- wie
so viele andere gleich ihm durch die Jahrhunderte — dem anderen
Tode, dem geistigen Dunkel des Wahnsinns. Alle Dämonen der Hölle
stürzten sich auf die, welche das Geheimnis lasen, und in eitler Selbstüberhebung
sich vermaßen-, den mittelalterlichen Spuk an ihrem eigenen
Leibe zu erproben. Gerade Künstler, Maler, Bildhauer, verfielen dem
prickelnden Reiz, das verführerische Gift der Droge zu versuchen, und
einem wilden Taumel der Visionen und Halluzinationen Stoffe für
künstlerisches Schaffen zu entnehmen. So erjagte sich ein unsichtbarer
Feind, ein furchtbarer Geist aus toten Jahrhunderten Opfer um Opfer!
Mit diesem aus starker dichteiischer Phantasie entsprungenen neuen
und erstaunlichen Roman hat Perutz vielleicht seine früheren Werke
noch übertroffen, und man kann ihn fast an die Seite der E. T. A. Hoffmann
oder Edgar Allan Poe stellen ... S ü n n e r.
Stemplinger, Di. Eduard. Antiker Aberglaube in seinen modernen
Ausstrahlungen. (Das Erbe der Alten. 11. Teil./ f ?8 S.
Dieterichsche Verlagsbuchhandlung, Leipzig.
Wenn man von dem Urteil im Titel des Buches absieht, daß Regeln
und Brauche in Bausch und Bogen als Aberglaube kennzeichnet, ohne
die Besichtigung dafür allgemein nachzuweisen, ja auch nur zu versuchen,
so hat man hier eine höchstinteressante, anregende Materialsammlung
vor sich, wie sie insbesondere dem Publizisten sehr Heb sein wird
Nach einer etwas allgemein gehaltenen Einleitung, die den Ucbergang
vom antiken Heidentum ins Christentum in knappen Strichen zeichnet,
entwickelt Verf. die Lehre von der Sympathie des Alls und entwirft ein
Gesamtbild vom Dämonenglaubcn, um dai-auf in klarer Gliederung die
verschiedenen Arten der Mantik, der Magie, Chaldäerkunst (Astrologie,
Tagewählerei, Chiromantie, Physiognomik) und Alchemie in ihrer weiten
Verbreitung zu behandeln. E<* ist für weite Kreise von Interesse, daraus
zu erfahren, eine wie große Anzahl von Bräuchen, deren Ursprung und
Zweck längst der Vergessenheit anheimgefallen sind, sich aus dem auch
hier befiuchtenden Altertum hinübergerettet hat. Das Buch stellt eine
wertvolle Bereicheiung der Bibliothek jedes allgemein am Okkultismus
Interessierten dar. Kr.
Tartaruga,U. Das Hellsehmedium Megalis in Schweden.
Talisverlag Dr. R. Hummel, Leipzig.
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