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Kröner: Ueber medizinisches Fernfühlen.
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Häutchen über den Wunden werden mit einer hohlen Sonde entfernt.
Die Wunden liegen unteriialb der Knöchel und mitten auf dem Fußrücken
. Aus den Wunden läuft andauernd eine wässerige, eiternde
Flüssigkeit, die stark riecht. Die Unterschenkel sind bis zum Knie
durch eine feste, aber doch elastische Binde bandagiert gewesen. Seit
einigen Tagen sind die Binden abgenommen worden. Die Haut der
Unterschenkel ist gerötet, mit Blasen bedeckt und juckt stark. Das
linke Bein ist das schlimmere. In ihm besteht andauernd ein starker
Schmerz längs des Ischiadikus. Das rechte Bein ist neuerdings besonders
schmerzhaft — besonders im Kniegelenk — und stark berührungsempfindlich
, wodurch klonische Zuckungen ausgelöst werden.
Es besteht auch Schmerz im unteren Teil des Rückens. Die Wahrscheinlichkeitsdiagnose
ist Geschwulst im Bereiche des Lendenmarkes,
die Nerven und Lymphgefäße komprimiert.
5. Versuch.
Brustmann: Ich werde Ihnen jetzt mal nichts sagen. Ich denke
an den- Patienten.
Med. (nach längerer Konzentrationspause): Ich muß furchtbar
aufpassen, es fällt mir sehr schwer. Ich möchte jedoch vorher etwas
sagen, was nicht zur Diagnose gehört. Das linke Auge tut mir auf
einmal furchtbar weh.
Brustmann: Das ist ja mein linkes Auge.
Med.: Bei der ganzen Diagnose stört mich das linke Auge. Es
tut mir so weh, daß ich en;e Erkrankung im Kopfe schwer erkennen
würde. Dieser Schmerz geht über die Nase nach dem Scheitel und ist
sehr stark, ebenso wie der Schmerz, dem ich im linken Auge habe.
Schmerzfrei bin ich an den Lungen und an der Leber. Und wenn am
diesen was ist, so wäre die Diagnose verkehrt. Dagegen habe ich
einen schweren Druck hier (linke Nierengegend und linker Rippenbogen).
Brustmann: Richtig! Und nun beschreiben Sie einmal die
merkwürdigen Funktionen, die dabei auftreten.
Med.: Ich habe das Gefühl, als ob da eine Schwellung aufgetreten
ist, die jedoch augenblicklich mit Schmerzen nicht verbunden ist. Es
ist dies keine ständige, sondern vielmehr eine Erscheinung, die ntr
zeitweise auftritt.
Brustmann: Wie oft tritt diese Erscheinung auf und in welchen
Perioden?
Med.: Sie ist nicht regelmäßig, tritt jedoch verhältnismäßig oft
auf. Er hat sie auch schon dreimal am Tage gehabt. Dann tritt
manchmal eine krampfhafte Erscheinung auf, die ich wie eine Zerreißung
empfinde. Sie fängt genau an der Stelle an (links von der
Lendenwirbelsäule zum linken Rippenbogen). Genau ist die Stelle hier
(2 cm unterhalb des linken Rippenbogens an der Brustwarzenlinie),
Wenn man hier drückt, löst dieser Druck ein Gefühl der Uebelkeit aus,
selbst wenn der Anfall nicht vorhanden ist. Im Darm scheint es auch
nicht zu sein, es ist wie eine Art krampfhafter Verengung.
Brustmann: Können Sie mir wohl sagen, ob es durch die
Nieren oder den Magen entsteht?
Med.: Das ist sehr schwer zu sagen, was für ein1 Organ sich an
dieser Stelle befindet.
Krön er: Soll ich Ihnen vielleicht einmal die in Betracht kommenden
Organe auizählen? i
Brustmann: Legen Sie nicht allzu viel Wert darauf. Denken
Sie an die merkwürdige Erscheinung, die bei dem Patienten auftritt.
Med.: Es ist zu komisch (macht krampfhafte, ruckweise stöhnende
Einatmungsbewegungen). Es geht nicht weiter. Ich möchte am liebsten
... (rutscht vom Stuhl herunter in knieende Stellung, ist sehr aufgeregt
und steht dann auf). Ich kann es nicht finden. Das macht mich
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