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Vorbereitungen gestattet!) sich vollziehen, oder man begleitet
sie mit einem ungeheueren Geräusch oder Gelärm! Trommeln
werden gerührt, Posaunen oder Schofare werden geblasen
, Glocken aller Art und Größe werden in Bewegung
gesetzt, außer lauten Gesängen und skandierten Massengebeten
. Auf diese Weise wird mitten in der größten Volksmenge
diese Isolierung des fungierenden Priesters bewirkt
und eine Ablenkung seiner Sinne unmöglich gemacht. Der
die magische Handlung Ausübende muß sich stets vorher
sammeln, oft durch Fasten und Kasteiungen vorbereiten,
aber dann möglichst gedankenlos jene sakrosankte Formel
aussprechen: Dann, aber nur dann, wird ihm Erfüllung,
wird die hohe Kraft, die in seinem Tun liegen soll, ihm
geschenkt und sein „Handeln" gesegnet; er hat die Erfüllung
seines Begehrens vom Himmel oder von der Hölle
— je nachdem aber er darf sich keiner Sorge hingeben,
woher sie stamme.
Ein Geisterbeschwörer wie auch ein Priester darf sich
durch nichts, was um ihn herum vorgeht, ablenken lassen,
denn die Däjnonen sowohl als auch die Götter folgen nur
widerwillig den beschwörenden Worten des Menschen, sie
suchen ihn in seinem Tun durch allerlei Erscheinungen zu
ängstigen und irre zu machen, um ihn im Aussprechen der
Beschwörungsformel zu stören, zu irritieren.
Fehlt nur das kleinste Tüpfelchen darin, dann ist sie
\ ergebens ausgesprochen, dann braucht der angerufene Geist
nicht zu erscheinen, er braucht dem Menschen nicht zu
Willen zu sein, was nach Dämonenkomment wohl stets eine
Art von Deklassierung bedeuten mag.
Dabei genügt es, daß das Allergeringste vergessen, ausgelassen
oder in falscher Betonung gesagt worden. Schon
im Altertum war das ,,L esen" der Formel nicht gestattet,
sie mußte „ausgesprochen" werden, weshalb in vielen
Religionsriten die sakrosankten Formeln auch nur münd-
lirh überliefert wurden, um jede Profanierung zu verhüten.
Auch heute noch muß der Priester bei einer „stillen" Messe
jedes Wort des Textes lautlos zwar, aber mit vollständig
artikulierender Lippenbewegung sägen!
Ein Ueberrest aus alten Zeiten!
Warum, fragen wir uns zum Schlüsse, hat man diese
>orderung an die Ausübung des Rituals geknüpft? Die
Antwort ist jedem Denkenden klar und offenkundig — man
wollte Gründe schaffen, das Ausbleiben eines Erfolges zu
beschönigen. Die Formel ist echt und gut, darin ist kein
Trug, aber in der Anwendung hast du gefehlt! —
Ich erinnere hierbei an die bekannte Historie jenes
Bauern der in seiner Apotheke ein Gold erzeugendes Pulver
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