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— XI —
ausgeschlossen wird. Monoideistisch auf das eine Ziel gerichtet
, sich motorisch auszuleben oder, wie Freud meint,
den Mond bzw. das hinter diesem erotischen Symbol
Steckende suchend, wandelt der Somnambule mit geschlossenen
Augen dahin, scheinbar die normalen übersteigende
Sinne besitzend. Das was von staunenswerten Leistungen
Nachtwandelnder erzählt wird, das Lösen von Aufgaben,
an denen sie sich Tags zuvor vergebens abgemüht haben,
beruht zum Teil auf Uebertreibung, zum Teil aber erklärt
es sich zwanglos durch die Tatsache der Konzentration im
somnambulen Zustand, der durchaus mit der Hypnose verwandt
ist. Wie aber nur durch tiefe Hypnose Somnambulismus
herbeizuführen ist, so läßt uns auch das Auftreten
des natürlichen Somnambulismus im Schlafe auf dessen
Tiefe schließen.
Bei dem Entstehen von somnambulen Handlungen dürften
verschiedene ursächliche Faktoren in Frage kommen.
Das eigentliche Nachtwandeln, die sogenannte Mondsucht,
ist dem Entwicklungsalter eigen. Für das Schlafreden
kommt eine erbliche Disposition sowie die Gewolmheit mancher
Personen, auch tagsüber mit sich selber zu sprechen,
in Betracht.
Es war vorhin von einer Einengung des Bewußtseins
die Rede. Dies gilt nicht nur gegenüber dem tagwachen
Bewußtsein, sondern auch gegenüber dem Schlafbewußtsein
. Eine bestimmte Traumvorstellung deckt alles andere
einfach zu. —
Noch einer Erscheinung müssen wir gedenken, einer
Form des Verfolgungstraumes. Uns droht die äußerste
Gefahr, nur Flucht kann uns retten. Wir aber können
keinen Fuß rühren. Ein tödlicher Streich soll uns niederstrecken
, wir können keine Hand rühren. Das ist gewiß
ein Höhepunkt des Affektes, und doch wird hier der Widerstand
nicht überwunden "und es kommt nicht zu irgendeiner
körperlichen Bewegung, deren Empfindung im Schlafe uns
ja von dem gräßlichen Drucke des Traumes befreien würde.
Warum? Weil eben die gleichzeitige Unbeweglichkeit ein
Bestandteil des Traumes selber ist und so den unüberwindlichen
Widerstand gegen jede Bewegung schafft. —
Woher stammen denn die Träume?
Seit alter Zeit — schon Aristoteles kennt diese Einteilung
— unterscheidet man unter den Quellen der Träume
zwei große Gruppen, nämlich einerseits den umfangreichen
Schatz von Erinnerungsbildern und anderseits die zur Zeit
des Traumes sich einstellenden physischen Empfindungen,
die freilich durch das Schlafbewußtsein ihre besondere Deutung
erfahren. Der Psychologe Sully nennt diese Gruppen
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