Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
50. Jahrgang.1923
Seite: XV
(PDF, 183 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



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das erotische Element, selbst auch nur als Beimischung,
vollkommen fehlt. Denn in diesem Falle kann das Lustbetonte
im Traum sich nur auf Vorstellungen beziehen,
die mit dem nicht erotischen Organ in Verbindung stehen.
Selbstverständlich ist es dem Traum nur in den seltensten

Fällen, wie gerade im obigen Beispiel, möglich, den Reiz
durch das reizgebende Organ selber auszulösen. In der
ganz und gar überwiegenden Mehrzahl der Fälle wird er
sich mit der Vorstellung einer Befriedigung begnügen müssen
. Das ist ja gerade sein eigentliches Wesen, daß er
das, was dem Träumer das Leben, der Tag, versagt, in der
Nacht als Erfüllung vorspiegelt.

Denn alles Lebendige drängt nach Harmonie, nach
Ausgleich.

Damit wird es aber auch verständlich, daß ein Traum,
je mehr der Mensch am Tage entbehrt hat, in der Nacht
ein um so heißeres Verlangen erweckt, wo diesem Gelegenheit
gegeben ist, sich auszuleben. Daß der Mensch, je
weniger ihn bisher das Leben hat genießen lassen, mit
um so größerer Gier im Traume alle erdenklichen Genüsse
an sich reißt; daß sich seine Phantasie in wilden Orgien
austobt. Daher jene wüsten Träume, die unser Unterbewußtsein
im Schlafe erzeugt und die wir doch mit unserer
tagwachen Gesinnung so gar nicht zu vereinigen wissen.
Träume, die wir niemand erzählen möchten, da wir uns
ihrer schämen. Wir sehen da in einen Abgrund unseres
Selbsts. „Abgründe gibt es im Gemüte,

die tiefer als die HöHe sind"

sagt Platen.

Und bei Nietzsche lesen wir:

,,In allem wollt ihr verantwortlich sein! Nur nicht
für eure Träume! Welch elende Schwächlichkeit, welcher
Mangel an folgerichtigem Mute! Nichts ist mehr «euer
eigen als eure Träume! -Nichts ist mehr euer Werk! Stoff,
Form, Dauer, Schauspiele, Zuschauer in diesen Komödien
seid ihr, alles ihr selber! Und hier gerade scheut und
schämt ihr euch vor euch! Und schon Oedipus, der weise
Oedipus, wußte sich Trost aus dem Gedanken zu schöpfen,
daß wir nichts für das können, was wir träumen. Ich
schließe daraus, daß die Mehrzahl der Menschen sich abscheulicher
Träume bewußt sein muß. Wäre es anders,
wie sehr würde man seine nächtliche Dichterei für den
Hochmut des Menschen ausgebeutet haben."

Nicht minder häufig gibt der Seelenkenner Jean Paul
diesem Umstand Ausdruck, indem er sagt: „Fürchterlich
tief leuchtet der Traum in den in uns gebauten Epikurs-
und Augiasstall hinein, und wir sehen in der Nacht alle


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