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Künstliche Träume
lassen sich auf verschiedene Weise hervorrufen. Der Hypnose
als eines solchen Mittels wurde im vorstehenden vorübergehend
schon gedacht. v,,Bei tief hypnotisierbaren Personen
", sagt Moll, „kann man die Traume unmittelbar
durch die posthypnotische Suggestion beinflussen, und
man wird sich diesem Mittels zur Erreichung eines Heilerfolges
bedienen müssen." Und m der Tat ist dieser Weg
da, wo er gangbar ist, ein ganz vorzüglicher. Kann man doch
auf ihm, was bei anderen Verfahrungsw eisen nur selten der
Fall ist, ganz bestimmte Träume einleiten. Zu beachten
ist nur, daß der Kreis seiner Anwendungsmöglichkeiten
ein beschränkter ist, indem keineswegs ein jeder in tiefe.
Hypnose zu versetzen ist. Indem ferner die letztere ein
Mittel ist, welches durchaus nicht in die Hand experimentierender
Laien gegeben werden darf. Die Hypnose muß
dem spezialistisch ausgebildeten Arzte vorbehalten bleiben
und darf, abgesehen von wichtigen psychologischen Untersuchungen
, nur zu Heilzwecken angewendet werden. —
Narkotische Mittel zur Hervorrufung eines Traumes
wurden schon gelegentlich des Flugtraumes der Hexen erwähnt
. Im allgemeinen aber sind Rausch- und Betäubungsmittel
zur Herbeiführung bestimmter Träume nicht geeignet;
es sei denn, daß man sie als Fixierungsmittel verwendet, was
aber aus naheliegenden Gründen dringend zu widerraten
ist. Opium, Haschisch und ähnliche Narkotika rufen wohl
lustbetonte, wollüstige Träume hervor, jedoch von phantastisch
wirrem, völlig unbestimmtem Charakter. —
Der beste Weg, um zur Beherrschung der Traumwelt
zu gelangen, führt durch die äußeren Sinne. Alle Sinne
sind mehr oder weniger geeignet, diesem Zwecke zu dienen.
Sehr hübsche Versuche, das Traumleben zu beeinflussen, hat
Pötzl gemacht, indem er vor dem Einschlafen Bilder sehen
ließ. Indes ist auch hier die Wirkung unbestimmt. Alle
Versuche, die von einem einseitigen Standpunkt aus gemacht
werden, leiden naturgemäß an einer gewissen Unsicherheit
.
Ein Knall kann bei einem Schlafenden, der jüngst aus
dem Kriege zurückgekehrt ist, die Erinnerung an eine mitgemachte
Schlacht wecken. Er kann ihn im Traume aber
auch als Donner deuten und von einem Gewitter träumen,
«
welches in der Jugend — und solche Eindrücke haften am
festesten — lebhaft auf ihn eingewirkt hat. , Der Ton einer
Kuhglocke kann einen Alpentraum auslösen, aber auch
mancherlei anderes. Bespritzt man das Gesicht eines
Schlafenden mit Wasser, so wird er vielleicht von Regen
träumen, vielleicht von einer Schwimmpartie, vielleicht —
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